„In Marzahn mache ich die Fackel immer aus“

Ausländische Taxifahrer meiden aus Angst vor Überfällen den Berliner Osten. Angeblich ist das Problem bekannt – nur nicht der Taxiinnung

VON PHILIPP DUDEK

„Das war vor ungefähr zwei Jahren“, erinnert sich Ufuk Danisman. Damals stand er nachts mit seinem Taxi an einem Haltestand in Marzahn. „Plötzlich kamen drei Männer aus dem Dunkeln und haben angefangen auf mein Taxi einzuschlagen.“ „Hier gibt es noch einen Kanaken“, sollen sie dabei gerufen haben.

Doch, er habe richtige Angst gehabt, sagt Danisman. Auf dem Parkplatz konnte er nur mühsam wenden und davonfahren. Deshalb hätten die Angreifer genug Zeit gehabt, einen Außenspiegel abzuschlagen und Beulen in sein Auto zu hauen. Ihm selbst ist dabei nichts passiert, aber seitdem meidet er den Osten Berlins bei seinen Fahrten. „Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain sind kein Problem“, sagt Danisman. Aber nach Marzahn-Hellersdorf oder Treptow-Köpenick fährt er nur noch, wenn es nicht anders geht. Als Grenze gilt der S-Bahnhof Lichtenberg. „Da würde ich mich noch hinstellen“, sagt Danisman.

Nihat Kentel ist auch Türke, und auch er ist jahrelang in Berlin Taxi gefahren. Für ihn handelt es sich hier um ein Problem, das eigentlich schon seit Jahren bekannt ist. „Der Osten ist vielen ausländischen Fahrern einfach zu unsicher.“ Von Nazi-Überfällen will auch er nicht sprechen. Inwieweit die Überfälle politisch motiviert sind, mag er nicht spekulieren. „Wir fahren da halt einfach nicht hin.“ Den Osten würden eigentlich nur Fahrer bedienen, die in den Bezirken aufgewachsen sind oder da jahrelang gelebt hätten, meint Kentel.

Die meisten ausländischen Fahrer hätten allerdings Wege gefunden, mit dem Problem umzugehen. „Kunden nach Marzahn zu fahren, ist in der Regel kein Problem“, sagt Ufuk Danisman. „Danach mache ich allerdings meine Fackel, das Taxilicht, aus und fahre leer zurück in die Innenstadt.“ In Marzahn oder Hellersdorf Gestalten von der Straße aufzulesen würden sich die meisten ausländischen Fahrer nicht mehr trauen, sagt Danisman. Aber Bestellungen seien in der Regel problemlos. „Da habe ich dann die Adresse und könnte die Kunden anzeigen, wenn sie Ärger machen.“

Für die Berliner Taxiinnung scheint das Problem nicht zu existieren. „Davon ist uns absolut überhaupt nichts bekannt“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage der taz.