Authentisch, bunt, humorvoll: In der Galerie der Schlumper sind Tierbilder zu sehen
: Getürmte Dackelmusikanten

Die Idee zu diesem Werk hatte ein Bananengroßhändler. Der wollte vor einigen Jahren in der Galerie der Schlumper eine Geschäftsfeier ausrichten. Die Schlumper-Künstler sollten hierfür die Wandbilder gestalten. Werner Voigt, ein „Schlumper“ der ersten Stunde und Maler vor allem religiöser Motive, hat den Sündenfall ins Bild gebannt. Der Titel des Werks: Bananen im Paradies. Zu sehen sind also Adam und Eva, nackt wie Gott sie schuf, und eine Schlange, in diesem Fall halb Mensch, halb Tier, die sich zwischen den beiden räkelt. Die verbotenen Früchte sind, dem Produkt des Unternehmens entsprechend, Bananen. Bei der Idee und diesem einen Gemälde blieb es dann allerdings auch. Denn die Feier hat nie stattgefunden, der Großhändler ist mittlerweile pleite, und das Bildwerk wanderte – von der Öffentlichkeit unbeachtet – in den Fundus des Künstlers.

Nun ist es zusammen mit weiteren 60 Gemälden, Radierungen, Zeichnungen und Drucken in der Ausstellung „Tierbilder“ in der Galerie der Schlumper zu sehen. Dem Tier, das erstmals prähistorische Höhlenmaler porträtierten und das bis heute ein beliebtes Motiv in der Malerei ist, haben die geistig behinderten KünstlerInnen der Ateliergemeinschaft Schlumper die eigene Ausstellung „Tierbilder“ gewidmet. Die Schau präsentiert Werke, die teilweise seit Jahrzehnten im Fundus der Künstler lagerten. Andere wurden eigens für den Anlass angefertigt.

In vielfältigen Facetten haben sich die KünstlerInnen mit Tieren auseinander gesetzt: mit Vögeln, Hunden oder Katzen, aber auch mit anderen, teils erfundenen Kreaturen. „Es scheint“, schreibt dazu der für Museumspädagogik zuständige Thomas Sello von der Hamburger Kunsthalle im Katalog, „dass die Schlumper, ähnlich wie der heilige Franz, die Tiersprache fühlen und in Bilder umsetzen können, ohne in Gefahr zu geraten, auf idealisierende oder realitätsfremde Vorbilder der Vergangenheit zurückzugreifen. Und zu dieser Sichtweise können wir uns bei der Betrachtung ihrer Werke anstecken lassen.“

Die abstrakten und zum Teil skurrilen Werke vermitteln die individuelle Begeisterung der Künstler für die Tiere und deren Faszination: Alltägliche Geschichten ebenso wie Schönheit, Anmut und Bedrohung sind da zu finden. Horst Wäßle etwa, seit 1994 Schlumper von Beruf, bildete auf seinem Bild Rosas Hund den Gefährten einer Schlumper-Mitarbeiterin ab: als einen großen, schwarzen Hund mit weißen Punkten und einem grünen Halsband.

Dackelturm, eine Farbstiftzeichnung von Anja Lippert dagegen lässt an die Bremer Stadtmusikanten denken. Werner Voigt präsentiert unter anderem das künftige Paradies nach Jesaja und das eingangs beschriebene Bananen im Paradies, das die Zerstörung des Garten Eden ohne religiöses Pathos in einfachen, fast comic-artigen Figuren darstellt.

So unterschiedlich dabei der thematische Ansatz der Künstler ist, gemeinsam ist allen Werken die eigenwillige Umsetzung: Sie zeigen keine exakten Abbilder der Realität, sondern Tiere, wie die Künstler sie sehen: ein lebhaft-buntes, rosafarbenes Schaf von Stefanie Bubert oder Tiger mit winzig kleinen Körpern von Klaus-Dieter Struve. Die Werke stellen den Betrachter vor die Aufgabe, mit den Augen des Künstlers zu sehen, sich auf seine Phantasiewelt, auf seine Realität einzulassen. Eine Aufgabe, die weit über die Ausstellung hinausgeht.

Christine Schams

Noch bis 12. 2.2005 in der Galerie der Schlumper, Alte Rinderschlachthalle, Neuer Kamp 30, Eingang B. Geöffnet Mi–Fr 16–19, Sa 11–17 Uhr