Steiniger Weg vom Holzherd bis zum Chip

Die Lego-Ausstellung im Focke-Museum zeigt die Geschichte des „Jahrhundertspielzeugs“

bremen taz ■ „Die universale Sprache heißt weder Englisch noch Microsoft, sondern Lego“, behauptete „Generation X“-Autor Douglas Coupland. Der 72-jährigen Geschichte dieser „universellen Sprache“ widmet das Focke-Museum bis zum 6. März die Sonderausstellung „Lego-Welt – Spiel mit der Phantasie“.

Eigentlich wurde eines der erfolgreichsten Spielzeuge des vergangenen Jahrhunderts aus der Not geboren: Der dänische Schreiner Ole Kirk Christiansen bekam nach der Weltwirtschaftskrise zu wenige Aufträge für Möbel- und Häuserbau, deshalb sattelte er auf Holzspielzeuge um. Vor genau 70 Jahren gab er seinen Produkten den Markennamen „Lego“, welcher sich aus den Worten „leg godt“ – „spiel gut“ zusammensetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen Kunststoffboom. Die ersten Häuser aus diesen Plastik-Steinen waren aber krumm und wackelig, denn sie waren innen hohl. 1958 ließ sich Lego sein Röhrensystem patentieren – jetzt hielten die Steine, und Lego begann seinen Siegeszug. Bis heute ist das Bausystem unverändert, weshalb man Steine von 1958 mit Steinen von 2004 kombinieren kann.

Zuerst wurden aus den bunten Steinen vor allem Fahrzeuge und Gebäude gebaut. Erst 1974 kam mit der Lego-Familie Leben in die Kunststoff-Welt. Die Urgroßeltern aller Lego-Weibchen und -männchen sind komplett in Bremen zu sehen: Von kleinen Gestalten, die nur aus einem runden Kopf und einem trapezförmigen Körper bestehen, bis hin zu großen schlanken Figuren mit Kniegelenken und Ellenbogen. Natürlich dazwischen: Die wohl bekanntesten kleinen Männchen mit dem Punkt-Punkt-Komma-Strich-Gesicht. Das hat sich allerdings inzwischen geändert: „Die Lego-Figuren von heute haben manchmal richtig fiese Fratzen“, sagt Ausstellungsleiter Gero Dierks.

Er hat ein ganz besonders Anliegen: „Ich will die große Veränderung von Lego zeigen. Früher war wirklich alles miteinander kombinierbar. Heute gibt es immer mehr Sonderserien mit spezialisierten Steinen, die kaum noch woanders verwendbar sind.“ Der eigentliche Lego-Gedanke – weg vom Fertig-Spielzeug hin zu immer wieder neuen Bau-Möglichkeiten – ging damit verloren. Zudem wurden einige der kleinen Wesen mittlerweile zu Kampfrobotern – in der Geschichte von Lego lässt sich auch gut die Entwicklung des Zeitgeistes von dem Wunsch nach heiler Welt bis hin zu dem nach möglichst viel Action erkennen.

In riesigen Becken, voll mit bunten Steinen, können die Besucher der Ausstellung aber immer noch friedlich-kreative Architekten sein. Während die Kleinen bis zum Bauchnabel im Kunststoff stecken, können Eltern das Lego für die ältere Generation begucken: Von den ersten Zahnrädern und 4,5-Volt-Motoren über die Arbeit mit erneuerbaren Energien bis hin zu programmierbaren Chips. In 72 Jahren ist Lego erwachsen geworden und immer noch ein Spielzeug, das aber – so der Schriftsteller Peter Glaser vor knapp zehn Jahren – „auf die komplexen Anforderungen der modernen Welt vorbereitet. (...) Acht Knöpfe hat ein Basislegostein und acht Bit hat ein Byte“. Ulrike Schröder

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