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Nicht 2006, nicht 2010, nicht 2014

Christian Wulff beteuert, er wolle nicht Kanzler werden. Doch scheitert Angela Merkel, könnte seine Stunde schlagen

HANNOVER taz ■ „Ich habe meine Erfüllung bereits gefunden“, sagt Christian Wulff über das Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten, das er nun seit gut 20 Monaten ausübt. Der erst 45-jährige CDU-Politiker durfte zwar auf dem letzten CDU-Bundesparteitag das beste Wahlergebnis aller Merkel-Stellvertreter verbuchen, als Konkurrent seiner Parteivorsitzenden will er aber keineswegs gelten.

Alle in Richtung Bundespolitik deutenden Ambitionen wies der Ministerpräsident denn auch im Gespräch mit der taz zum Jahresende zurück. Er habe vor, „über eine längere Frist Niedersachsen zu regieren und dabei eine gute Arbeit abzuliefern“, betonte Wulff. Im strikten Gegensatz zu den Medien, die ihn seit dem Sommer immer wieder gegen seine CDU-Chefin in Position schreiben wollten, stellte er ausdrücklich alle weitergehenden Ambitionen in Abrede. „In den hektischen Zeiten, in denen wir leben, ist es nicht verkehrt, dass ein paar Menschen nicht zur nächsten Stufe der Karriereleiter streben“, versicherte er. Indem er Niedersachsen regiere, sei er „am Ende der politischen Wünsche angekommen“. Wer 9 Jahre in Hannover Oppositionsführer gewesen sei, der dürfe anschließend dort auch 18 Jahre regieren wollen.

Auch das gute Ergebnis bei der Wahl der stellvertretenden Vorsitzenden auf dem CDU-Bundesparteitag hat nach Wulffs Worten seine loyale Haltung zu Angela Merkel nicht verändert: „Mein gutes Ergebnis resultiert auch daraus, dass man mir abnimmt, dass ich Angela Merkel loyal unterstütze und keine Ambitionen in Richtung Berlin habe.“ Nach eigenen Angaben hat der Ministerpräsident vor dem CDU-Parteitag sogar sechs Wochen lang jede Fernsehtalkshow gemieden, weil er dem Ruf des Merkel-Konkurrenten keine weitere Nahrung geben wollte. Den neuen CDU-Generalsekretär Volker Kauder nennt er brav eine „exzellente Wahl“.

Selbst wenn man Wulff als guten Katholiken anspricht und darauf hinweist, dass noch jeder Kardinal insgeheim am liebsten selbst Papst werden will, lässt er sich nicht locken. Manche Kardinäle wüssten eben von vornherein, dass sie zum Papst nicht geeignet seien und stünden selbst dann nicht zur Verfügung, „wenn das Konzil sie ruft“, meint der 45-Jährige.

Eine eigene Kanzlerkandidatur schließt der schon immer vorsichtige Wulff denn auch selbst für die Jahre 2010 und 2014 noch aus. Wie lange er die demonstrative Loyalität und Bescheidenheit am Ende durchhalten wird, hängt wohl von den Umständen ab. Gegenwärtig versucht Wulff, sich durch das Zeigen von Loyalität zur Parteivorsitzenden auf Dauer als Nummer zwei der Union vor Roland Koch zu etablieren. Unabhängig von allen gegenteiligen Beteuerung ist das ein komfortables Sprungbrett, vor allem falls Angela Merkel 2006 gegen Bundeskanzler Schröder scheitert. Inhaltlich wäre der stramm neoliberale Wulff durchaus prädestiniert, das, was Schröder mit der Agenda 2010 angestoßen hat, eines Tages umso härter fortzusetzen. In Niedersachsen, wo die Landesbediensteten den Anspruch auf Weihnachts- und Urlaubsgeld völlig verlieren sollen, stellt Wulff sich gerade auf Arbeitskampf mit der Gewerkschaft Ver.di ein. JÜRGEN VOGES

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