dynamo rotiert wieder
: Rechte Abseitsfalle

Bei dem Tribunal auf der Geschäftsstelle des BFC Dynamo zeigte der Angeklagte Reue. „Es war nicht meine Absicht, dem Verein zu schaden“, erklärte Gerd Dembowski, Mitarbeiter von „Football Against Racism In Europe“ (Fare). Der Verein aus dem Sportforum Hohenschönhausen hatte den Sozialarbeiter eingeladen, weil man sich von dem Fare-Mann unfair attackiert fühlte. Dessen Leserbrief in der Berliner Fußballwoche (Fuwo) hatte Anhänger des BFC bei der Partie gegen Türkiyem sportlich ins rechtsradikale Abseits gestellt. „Nicht verwunderlich, dass es im Stadion auch zu so genannten ‚Hitlergrüßen‘ kam“, schrieb Dembowski.

Die Reaktion in Hohenschönhausen fiel heftig aus. „Wir sind das geborene Feindbild für viele Leute. Ständig sind wir dran“, schimpfte Sven Wagner von der „IG BFCer“. Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbandes, zeigte fast Mitleid mit dem früheren DDR-Rekordmeister: „Wenn es um negative Dinge geht, steht der BFC immer im Rampenlicht.“

Der Club aus Hohenschönhausen war nicht bereit, Dembowskis Darstellung zu schlucken und ging in die Offensive gegen die Unterstellung, eine Rassisten-Clique zu sein. „Ich habe bei den Jusos mit Gerhard Schröder Plakate geklebt“, echauffierte sich Wirtschaftsrat Hans Kaufmann.

„Wir kämpfen seit 15 Jahren gegen Klischees“, klagte Präsident Mario Weinkauf. Niemand leugne, dass sich nach dem Mauerfall Fremdenfeinde unter die Weinroten gemischt hätten. „Aber es werden ständig alle BFC-Fans über einen Kamm geschert. Die Probleme, die wir haben, haben alle Vereine. Unsere Bestrebungen, das Problem zu lösen, werden gar nicht erwähnt“, klagte Dynamos Fanbeauftragter Rainer Lüdtke.

In der Tat hat sich viel getan beim einstigen Lieblingsverein Erich Mielkes. „Wir nehmen eine starke soziale Verantwortung wahr in der Region“, betonte Weinkauf. Der Oberligist vermittelt gemeinsam mit einem Bildungsträger arbeitslose Fans und Mitglieder in Jobs. BFC-Kicker holen Kita-Kids zu regelmäßigen Freizeitkursen ab.

Leider unterläuft der Aufmarsch rechtslastiger Dynamos das Vereinsziel mit unschöner Regelmäßigkeit. Weinkauf beklagte beim Dembowski-Disput nicht nur einen Imageverlust. „Wir hatten eine Absichtserklärung eines Unternehmens, unsere Jugendarbeit mit einer fünfstelligen Summe zu unterstützen. Nach dem Beitrag in der Fuwo hat der potenzielle Sponsor sein Angebot zurückgezogen“, sagte der BFC-Präsident.

Was blieb, war ein Lob von seinem Kontrahenten. „Es ist lobenswert, dass der Verein sagt: Da wollen wir was tun!“, erklärte Dembowski. JÜRGEN SCHULZ