Per Abschiebung erledigt

Die Stadt Essen schließt umstrittenes Auffanglager für Flüchtlinge. Grund: Viele Roma mussten Essen verlassen

ESSEN taz ■ Das Essener Sozialamt ist im neuen Jahr eine Dauerstreit-Quelle losgeworden: Das Übergangslager für Flüchtlinge im Stadtteil Heidhausen wird aufgegeben und abgerissen. Grund: „Die Flüchtlingsströme sind so dünn wie noch nie“, teilt die Stadt mit.

Dass die Heime leer sind, hat allerdings noch einen weiteren Grund: Von den 700 serbischen Roma, die eigentlich in dem Heim leben sollten, ist kaum einer noch in Essen: Sie sind oder werden in ihre Heimat „zurückgeführt“. Durch die Schließung des umstrittenen Auffanglagers jedoch mit deutlich weniger öffentlichem Ärger.

Denn davon gab im vergangenen Jahr ausreichend: Alle in sanierungsbedürftigen Essener Auffanglagern lebenden Roma-Flüchtlinge sollten im „Kutel“ genannten Heim untergebracht werden, um endlich mit dem vom Rat beschlossenen Rückbauprogramm für Übergangsheime voranzukommen.

Die Flüchtlingslobby war entsprechend empört, denn die Siedlung steht seit ihrer Errichtung in der Kritik - und das nicht nur wegen der großen Entfernung von Schulen und Einkaufsmöglichkeiten. Die enge Aneinanderreihung der Wohncontainer, sowie Stacheldraht und Flutlicht habe „Lagercharakter“, kritisierte Caritas-Sprecher Rudi Löffelsend. Dass eine einzelne Volksgruppe gesammelt in einem solchen Lager untergebracht würde, wecke böse Erinnerungen, monierten auch Mitglieder von Pro Asyl. Den Negativ-Schlagzeilen folgten politische Proteste: Zum Jahresende wurde beschlossen, das Lager zu schließen.

Die Stadt Essen will dadurch und durch die Schließung weiterer Asylbewerber-Unterkünfte Millionen-Beträge sparen. Schließlich könne man inzwischen mehr Menschen in Wohnungen vermitteln, als Aufnahmen in den Heimen zu verzeichnen sind.

Sowieso seien die Zahlen der Flüchtlinge um ein Fünffaches zurückgegangen, während in dem aktuellen Bestand aller Übergangsheime inzwischen ein Sanierungsstau in Höhe von über 20 Millionen Euro aufgelaufen sei.

Und diejenigen, um die im vergangenen Jahr so erbittert gestritten wurde, nehmen nach und nach Abschied von Essen: Einige mit einem von der Caritas unterstütztem städtischen Wiedereingliederungsprogramm, der Rest per Abschiebung. Gerade zum Jahresende hin gab es in Essen einen deutlichen Anstieg der Abschiebungen. Das Wiedereingliederungsprogramm sieht Wohnungsgeld, Lohnkostenzuschüsse sowie Existenzgründungshilfen vor. Zudem sollen die Kinder, die ihre „Heimatsprache“ nicht beherrschen, Serbisch-Kurse besuchen.

Es werde trotzdem nicht leicht werden für die Roma in Serbien, fürchten die Caritas-Mitarbeiter. Dafür hat die Abteilung 50 im Essener Sozialamt deutlich weniger Stress. MIB