Kölns Sportvereine erreichen ihr Minimalziel

Die Vertreter der Kölner Sportorganisationen haben sich mit der Stadt auf eine abgespeckte Version der umstrittenen Hallennutzungsgebühr geeinigt. Der Monate lange Konflikt um die Zukunft des Kölner Vereinssports scheint beendet

KÖLN taz ■ Mit einem knappen Punktsieg für die Sportler endet die Auseinandersetzung zwischen den Kölner Sportvereinen und der Politik über die umstrittenen Hallengebühren. Die zwischen der CDU und der SPD jüngst im Koalitionsvertrag erst in letzter Minute vereinbarte Abschaffung der Hallennutzungsgebühr für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ab 2005 ist bereits mit einem Dringlichkeitsentscheid umgesetzt worden. „Damit haben wir unser Minimalziel erreicht“, begrüßt Horst Nettesheim den Beschluss der neuen Ratskoalition. Der Sprecher der „Initiative Kölner Sportvereine“ (IKS) hätte es zwar am liebsten gesehen, dass die Hallengebühr insgesamt abgeschafft worden wäre. „Aber dies war auch aufgrund der Haushaltslage der Stadt kaum zu machen“, gibt sich Nettesheim zufrieden mit dem Kompromiss.

Die durch die erlassenen Gebühren fehlenden 187.000 Euro sollen durch andere Sparmaßnahmen im Haushalt 2005 reingeholt werden. CDU und SPD sind sogar bereit, auf die Hallennutzungsgebühr für Erwachsene ab 2006 zu verzichten, wenn der Stadtsportbund eine alternative Regelung vorschlägt. „Voraussetzung ist jedoch, dass die Deckung aus dem Sportetat erfolgt“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der CDU/SPD-Koalition. Die Sportstätten GmbH sei davon allerdings ausgenommen.

Zwei Demonstrationen und ein über Monate anhaltender Konflikt zwischen dem Kölner Stadt Sportbund (SSBK), dem Dachverband von zirka 800 Kölner Sportvereinen, und der IKS waren dieser Lösung vorausgegangen. Die damals amtierende schwarz-grüne Koalition hatte im Mai diesen Jahres die Hallennutzungsgebühren angesichts knapper städtischer Finanzen eingeführt, um daraus die Jugendbeihilfe zu finanzieren. Der SSBK hatte daraufhin die Idee eines Sportfördervereins ins Spiel gebracht, der durch die Mitgliedsbeiträge möglichst aller Kölner Sportvereine rund 860.000 Euro hätte aufbringen müssen, damit Schwarz-Grün auf die Hallengebühren verzichtet. Doch das Projekt scheiterte mit Pauken und Trompeten: Nur 20 Prozent der Vereine traten dem neu gegründeten Förderverein bei. Schwarz-Grün beschloss die Hallen- und Schwimmbadnutzungsgebühr.

Aus Protest gegen die Politik des Stadtsportbundes gründete sich die IKS. Die Initiative von rund 200 Sportvereinen warf dem SSBK vor, den Kürzungsplänen der Stadt mit der Idee eines Fördervereins entgegenzukommen, statt die Interessen der Vereine zu vertreten. Die Vereine hätten zu wenig Mitspracherecht im SSBK.

Der Stadtsportbund hatte die politische Brisanz offenbar völlig unterschätzt. Ein tiefes Zerwürfnis zwischen dem Dachverband und den Kölner Sportvereinen war die Folge. Rücktritte von Vorstandsmitgliedern und Neuwahlen im November folgten. Jetzt sind auch Vertreter der Sportvereine in der Führung des Stadtsportbundes eingebunden. „Durch den neugewählten Vorstand ist das Mitspracherecht der Vereine gewährleistet“, erklärt IKS-Sprecher Horst Nettesheim den Konflikt für beendet.

Die Kursänderung des SSBK folgte unmittelbar nach der Neuwahl: Der Vorstand kündigte bereits kurz nach seinem Amtsantritt den umstrittenen Vertrag mit der Stadt und dem Sportförderverein, in dem die Stadt auf die Hallennutzungsgebühr verzichtete und im Gegenzug keine Jugendbeihilfe mehr zahlen sollte.

Ein wichtiges Ziel des neuen Vorstands ist nun die Strukturreform des Stadtsportbundes. Neben den Stadtbezirksverbänden und den Fachverbänden sollen künftig auch Vereine direkt Mitglied werden können und so die Sportpolitik des Dachverbandes mitbestimmen. Ein weiteres Ziel ist die Überprüfung der Sportverwaltung in Köln. „Um die Gelder effektiver einzusetzen, könnte der Sport in Köln gemeinsam mit den Vereinen verwaltet werden“, erklärt IKS-Sprecher Nettesheim. Vorbild für diesen Vorschlag ist Essen, wo das Modell erfolgreich umgesetzt wird.

„Der IKS wird trotz des neuen SSBK-Kurses aber bleiben“, verspricht Horst Nettesheim – als Aufpasser und Wadenbeißer.

Thomas Spolert