Stärke aus den Genen

Ganz besondere Kartoffeln will BASF in Norddeutschland anpflanzen: In Niedersachsen und in Mecklenburg-Vorpommern sollen gentechnisch veränderte Knollen im Freiland-Versuch gedeihen

Gentechnisch veränderte Stärkekartoffeln sollen in Niedersachsen und in Mecklenburg-Vorpommern unter freiem Himmel gedeihen. Eine entsprechende Lizenz für die Freisetzung hat die BASF beim Bundesamt für Verbraucherschutz beantragt. In Mecklenburg-Vorpommern sollen an den Standorten Lohmen (Landkreis Güstrow) und Sanitz (Landkreis Bad Doberan) Versuchsfelder angelegt werden.

Zusätzlich ist die Freisetzung am Standort Werpeloh im niedersächsischen Landkreis Emsland vorgesehen. Ziel der Entwicklung ist laut BASF der Anbau von Kartoffeln, die nur noch eine der beiden Stärkearten Amylose oder Amylopektin produzieren. Dadurch würde das bislang notwendige, technisch sehr aufwändige Trennverfahren bei der Stärkegewinnung entfallen.

Von heute an bis zum 4. Februar können die Antragsunterlagen beim Bundesamt in Berlin und vor Ort bei den Kommunalverwaltungen eingesehen werden. Einwände gegen die Freisetzung der Pflanzen sind dann noch bis zum 4. März 2005 möglich, informierte das Bundesamt.

Nach den Plänen des Ludwigshafener Unternehmens sollen die Versuche schon in der Vegetationsperiode 2005 beginnen und bis 2009 andauern. Insgesamt wird die Freisetzung von jährlich 21.000 Kartoffeln pro Standort beantragt. Laut amtlicher Bekanntmachung dienen die Untersuchungen dazu, Informationen über die agronomischen Eigenschaften und über die Umweltwechselwirkungen zu gewinnen. Zudem sollen größere Mengen an Knollenmaterial für molekularbiologische und biochemische Untersuchungen erzeugt werden.

BASF teilt weiterhin mit, man habe bereits Freisetzungen in Schweden erfolgreich durchgeführt und plane zudem nun Versuche an fünf Standorten in Deutschland, wobei für jeweils einen Standort in Sachsen-Anhalt und Bayern schon im vergangenen Jahr eine Genehmigung erreicht wurde. Ferner wird ein Versuchsfeld in den Niederlanden bepflanzt.

Insgesamt könne damit der Anbau bei unterschiedlichen Klimabedingungen erprobt werden. Dabei würden Standorte ausgewählt, in denen der Kartoffelanbau üblich sei. Die Daten aus allen drei Ländern sollten dann der europäischen Zulassung dienen.

Selbst wenn BASF diese erhielte, würden die gentechnisch veränderten Kartoffeln getrennt von herkömmlichen Sorten geerntet, gelagert und direkt in die Stärkefabrik transportiert werden, heißt es seitens des Konzerns. Eine Vermischung mit Lebensmitteln soll damit ausgeschlossen werden.

Dies bezweifelt jedoch Hennig Strodthoff, Experte für Gentechnik bei Greenpeace Deutschland. Seiner Meinung nach ist eine sichere Trennung von gentechnisch veränderten und unveränderten Kartoffeln kaum erreichbar. Über nicht ausreichend gereinigte Ernte- und Transportmaschinen sei eine Vermischung zu befürchten. Als „verfehlt“ bezeichnete Strodthoff zudem die Investitionspolitik der BASF: Durch ihren hohen Wasseranteil hätten Kartoffeln in der Stärkeproduktion einen grundsätzlichen Nachteil gegenüber beispielsweise Mais. Dieser sei auch durch gentechnisch veränderte Sorten nicht auszugleichen. jom