frauenhaus-gespräche
: Der Senatorin späte Einsichten

Besser spät als nie. Dass die Sozialbehörde sich jetzt mit den Trägern der Frauenhäuser an einen Tisch setzt, ist löblich. Dass die Gespräche aber stattfinden, nachdem der Etat festgezurrt wurde und eine der Einrichtungen längst geschlossen sein sollte, ist fast absurd. Die Gutsherren-Mentalität der Sozialsenatorin und ihr beständiges Kneifen vor dem direkten Kontakt mit den Fachleuten aus der praktischen Sozialarbeit haben dazu geführt, dass nun unter ungeheurem Zeitdruck eine Verhandlungsehrenrunde anberaumt wurde, die lange überfällig war.

Kommentarvon Marco Carini

Der späte Zeitpunkt bedeutet, dass die Verhandlungspartner nicht mehr auf gleicher Augenhöhe zueinander kommen können. Nur wenn die einen sagen, was sie bereit sind zu investieren, und die anderen belegen, was sie für ein vernünftiges Hilfsangebot brauchen, besteht eine Chance auf Einigung.

Das Gesprächsangebot der Behörde aber gleicht einem Diktat – so eng sind die noch vorhandenen Spielräume. Und so begrenzt muss auch der Optimismus sein, was praktikable Ergebnisse betrifft.

Und doch ist der Schritt, im Vergleich zur bisherigen, fast autistisch anmutenden Beratungsresistenz der Senatorin, ein Fortschritt in der politischen Kultur dieser Behörde. Vielleicht ist das verspätete Gesprächsangebot ja doch ein erstes Zeichen von Lernfähigkeit.

Dass jetzt nicht geredet werden würde, wenn zuvor nicht demonstriert worden wäre, liegt dabei auf der Hand. Diese Senatorin muss man an den Tisch zwingen. Das zumindest aber scheint möglich.