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Elektronik nachrüsten

Wenn der Radiowecker angeht, ist die Nacht noch nicht ganz vorbei und der Tag hat noch nicht begonnen. Am Montag nach Sylvester zieht sich dieses Gleiten zwischen Traum und Wachzustand, Fact und Fiction, Nachricht und Werbung unweigerlich in die Länge. „Am 3. 1. zahlt Deutschland keine Steuern“ tönt es aufdringlich und wiederholt zwischen Meldungen zum Start des neuen Arbeitslosengeldes II.

Während sich im Laufe des Tages nur ein paar Dutzend Demonstranten vor den Arbeitsagenturen versammeln, ist der Media Markt am Rathaus Neukölln brechend voll. Der Elektronikmarkt hat Deutschland gerufen, und Deutschland ist gekommen. Da kümmert es wenig, dass unter den Massen kaum jemand danach aussieht, als würde er an den übrigen 364 Tagen im Jahr Steuern zahlen. Noch weniger zählt der Einwand, ein Großteil der Kunden hätte demnach allen Grund, vor den Arbeitsagenturen für mehr Geld zu demonstrieren, als es hier auf den Kopf zu hauen. Auch nach Weihnachten besteht fraglos dringender Bedarf an Digitalkameras, DVD-Playern, CD-Rohlingen. Warteschlangen ziehen sich in absurden Bahnen durch beide Stockwerke des Hauses. Es wird gedrängelt und geschoben; die Alarmanlage schrillt permanent, ohne dass sich jemand darum zu kümmern scheint.

Am Dienstag spielen sich bei „Saturn“ am Alex ähnliche Szenen ab. Offensichtlich haben sie hier frühzeitig Wind bekommen von der Aktion des Konkurrenten. Saturn lockt seinerseits mit „Produkten zum Einkaufspreis“ und verspricht in albanischer Autohändler-Diktion, zum Start der Woche „auf unsere Spanne“ verzichten zu wollen.

Keine Frage: Auch das neue Jahr bleibt fett.

SEBASTIAN FRENZEL