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: Endstation für die Einschleicher?

Die Play-offs in der National Football League starten am Wochenende mit einigen Teams, die zuletzt gehörig schwächelten

Ein Ruhmesblatt für die National Football League (NFL) war er ganz gewiss nicht, der letzte Spieltag der regulären Saison am letzten Sonntag. Die Qualität der Matches hielt sich in Grenzen, da die bereits für die Play-offs qualifizierten Teams durchweg mit ihrer Reserve-Teams antraten, ohne sich um Wettbewerbsverzerrung zu scheren, aber auch die Mannschaften, für die es noch um alles ging, rissen nicht gerade Bäume aus. Dazu passte, dass mit den Minnesota Vikings und den New York Jets zwei Teams am Wochenende in den Play-offs antreten dürfen, die ihre Partien vom Sonntag verloren, und dass mit den Vikings und den St. Louis Rams zwei Mannschaften dabei sind, die genauso viele Saisonspiele verloren wie gewonnen haben, nämlich jeweils acht. Die meisten Kommentatoren hoffen denn auch ziemlich unverhohlen, dass in Runde eins Schluss ist für die „Einschleicher“.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich so kommt, ist groß. Durchgesetzt haben sich nämlich gerade nicht die „heißen“ Teams wie Carolina Panthers, New Orleans Saints oder Buffalo Bills, die nach schwachem Start die meisten ihrer letzten Spiele gewannen, sondern jene, die am Ende immer schlechter spielten. Die Minnesota Vikings zum Beispiel, die sieben ihrer letzten zehn Partien verloren und ihrem Chefcoach Mike Tice die Aussage entlockten: „Ich muss ehrlich sagen, dieses Team treibt mich in den Wahnsinn.“ Das Glück der Vikings war, dass Carolina im letzten Heimspiel gegen New Orleans unterlag.

Oder die New York Jets, die sechs der letzten elf Spiele verloren und davon profitierten, dass die Pittsburgh Steelers, das beste Team der Liga, auch noch mit ihrer zweiten Garnitur gegen Buffalo gewannen. Am Sonntag mussten sich die Jets nach Verlängerung den St. Louis Rams beugen, in einem mediokren Match, das beide Teams weiterbrachte, aber bei deren Fans wenig Hoffnung weckte, mehr als einen Auftritt ihrer Mannschaften im Januar erleben zu dürfen.

Andererseits laufen die Play-offs der NFL selten so, wie es allgemein erwartet wird. „Es ist niemals so schlecht, wie es scheint, und es ist niemals so gut, wie es scheint“, macht sich Pete Kendall, Guard der New York Jets, vor dem Aufritt am kommenden Samstag bei den hoch favorisierten San Diego Chargers Mut. Sechsmal wurde sein Quarterback Chad Pennington von den Rams überrannt, in San Diego sollte so etwas nicht passieren. „Jetzt werden wir herausfinden, ob wir ein Elite-Team sind“, ahnt Running Back LaMont Jordan. Dasselbe gilt für die St. Louis Rams, die ebenfalls am Samstag bei den Seattle Seahawks Play-off-Tauglichkeit nachweisen wollen.

Die vier besten Teams der NFL – Pittsburgh, New England, Philadelphia und Atlanta – haben ein Freilos am „Wild-card Day“ und können gemütlich abwarten, wen ihnen das Schicksal als Gegner beschert. Die Steelers und die Patriots hätten in der American Football Conference (AFC) vermutlich nichts dagegen, wenn die Denver Broncos ihren Coup vom letzten Spieltag wiederholen würden, als sie die Indianapolis Colts mit 33:14 schlugen und damit den Play-off-Einzug sicherten. Die Colts spielten da allerdings ohne ihren Super-Quarterback Peyton Manning, der in dieser Saison mit 49 Touchdown-Pässen einen neuen Rekord aufstellte. Ihn aus dem Weg zu haben,wäre für jeden potenziellen Titelaspiranten ein gefundenes Fressen. Am Sonntag treffen Broncos und Colts in Indianapolis erneut aufeinander. Dann allerdings werden die Gastgeber wieder mit Manning und ihrer gefürchteten Offense antreten, und es wird sich zeigen, ob die Schonung, die Indianapolis-Coach Tony Dungy seinen Stars angedeihen ließ, sich auszahlt oder ob sie das Team eher aus dem Rhythmus gebracht hat.

Ähnliches trifft auch auf die Philadelphia Eagles zu, bestes Team der National Football Conference und einer der großen Favoriten auf die Super Bowl. Während Pittsburgh Steelers und Titelverteidiger New England Patriots auch ohne ihre Leistungsträger weiter siegten, verloren die Reservisten der Eagles die beiden letzten Partien deutlich, nachdem Philadelphia vorher in 14 Spielen nur eine Niederlage, gegen Pittsburgh, hinnehmen musste. „Wir werden das Momentum, das wir hatten, wieder bekommen“, ist Abwehrspieler Jevon Kearse sicher. Zunächst blicken die Eagles nach Seattle und Green Bay, wo die Seahawks gegen St. Louis und die Packers gegen Minnesota versuchen werden, sich als Herausforderer von Philadelphia und Atlanta zu etablieren. New England und Pittsburgh hingegen interessiert neben dem Match der Broncos bei den Colts vor allem das Gastspiel der Jets in San Diego.

Auch in diesem Jahr wird es im übrigen keine Super Bowl mit Heimvorteil geben. Die Kapitulation der Indianapolis Colts, die Denver einen leichten Sieg bescherte, sorgte dafür, dass die Jacksonville Jaguars trotz einer Bilanz von 9:7 Siegen definitiv nur Zuschauer sein werden, wenn am 6. Februar in ihrem Stadion die beiden besten Football-Teams der NFL den Champion ausspielen. MATTI LIESKE