OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Out of the Past“ (OmU), 6. 1., 8. 1.–12. 1. im Lichtblick„Sherlock jr.“ (OF), 9. 1. im Arsenal 2„Safety Last“ (OF), 8. 1. im Arsenal 2„Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen“ (OF) 10. 1. im Arsenal 1

„Baby, I don’t care“, antwortet Privatdetektiv Jeff Markham, der von dem jungen Robert Mitchum gespielt wird, in Jacques Tourneurs „Out of the Past“ einmal auf die Frage der notorischen Lügnerin Kathy (Jane Greer), ob er ihr denn etwa nicht glauben wolle. Dieser abgeklärte und illusionslose Satz ist typisch für den Film, denn Tourneurs „Film noir“ gehört zu den fatalistischen „schwarzen“ Filmen: Schläfrig und zynisch wankt Markham sehenden Auges in ein Netz tödlicher Intrigen, gesponnen von eiskalten Geschäftsleuten, sanften Killern und der schwarzen Witwe Kathy, die so unschuldig aussieht und doch ausschließlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist.Zweifellos wäre der Stummfilmkomiker Buster Keaton ein fantastischer dramatischer Regisseur gewesen; man muss sich nur einmal das finstere Blutfehde-Vorspiel in „Our Hospitality“ ansehen. Auch Keatons Komik besaß etwas Düsteres: Oft verkörperte er ausgesprochene Verlierertypen, die nur dank ihrer stoischen Beharrlichkeit und der Fähigkeit, Missgeschicke in Sekundenschnelle zum eigenen Vorteil zu wenden, doch noch zum Happy End gelangten. In „Sherlock jr.“ begibt sich der Komiker als schüchterner Filmvorführer in eine Traumwelt: Er gerät als Detektiv in ein Gesellschaftsdrama, entgeht Mordanschlägen mit Gift und explosiven Billardkugeln und rettet souverän die Perlen einer jungen Dame. Die schönsten Gags des Films betreffen jedoch die Konfrontation des Helden mit der Montage des Films im Film: Ständig findet sich der verwirrte Sherlock an anderen Orten wieder: Parliert er eben noch im Salon, steht er im nächsten Moment vor der Tür, mal sitzt er im Rinnstein, dann auf einem vom Meer umbrausten Felsen, und als er zum Kopfsprung ansetzt, landet er in einem weichen Schneehaufen.Im Gegensatz zu Keaton blickte Harold Lloyd stets mit unerschütterlichem Optimismus in die Zukunft: Lloyds Filme sind Aufsteigergeschichten, in denen sich Harold zunächst für etwas ausgibt, das er nicht ist, um dann in diese Rolle hineinzuwachsen. In „Safety Last“ aus dem Jahr 1923 flunkert er seiner Familie in der Provinz vor, er sei zum Geschäftsführer eines Kaufhauses in der großen Stadt avanciert, während er tatsächlich lediglich als Verkäufer arbeitet. Als sein Mädchen ihn besucht, muss Harold plötzlich sowohl die tatsächliche als auch die erträumte Rolle spielen, um seinen Job und seine Verlobte nicht zu verlieren: die Diskrepanz zwischen Schein und Sein begründet den exzellenten Humor des Films.In der kleinen Reihe „Extreme Gefühle im klassischen Hollywoodfilm“ zeigt das Arsenal-Kino Nicholas Rays „Johnny Guitar“: Tatsächlich hassen sich die Frauen (Joan Crawford und Mercedes McCambridge) hier so, dass sie sich am Ende sogar duellieren. Der Revolverheld (Sterling Hayden) bemüht sich derweil, die Finger lieber vom Colt zu lassen: Er spielt Gitarre. Ein etwas anderer Western, in den seltsamen Farben von Trucolor, die immer etwas bonbonhaftes haben, so wie ein zu grell coloriertes Gemälde. LARS PENNING