Trotz Bomben: Wahltermin steht

Im Irak sind auch gestern mindestens 20 Menschen bei Anschlägen getötet worden. Ministerpräsident Ajad Allawi aber bleibt dabei, dass am 30. Januar gewählt wird

BAGDAD dpa/ap/rtr ■ Mit allen Mitteln versuchen Extremisten im Irak, die für den 30. Januar geplanten Wahlen zu verhindern. Gestern kamen bei einem Selbstmordattentat auf die Polizeiakademie von Hilla 13 Menschen ums Leben. 25 Iraker wurden nach Polizeiangaben verletzt, als der Attentäter am Eingang eine Autobombe zündete. In Bakuba wurde der Vorsitzende der örtlichen Wahlkommission erschossen. Bei einem Selbstmordanschlag auf einen US-Konvoi im Westen von Bagdad riss ein Attentäter sechs Iraker mit in den Tod. Im selben Viertel töteten Unbekannte al-Arabija zufolge drei irakische Vertragsarbeiter der US-Armee. Nachdem Übergangspräsident Ghasi al-Jawar den Wahltermin in Frage gestellt hat, betonte Ministerpräsident Ajad Allawi gestern, am Termin sei nicht zu rütteln.

Geheimdienstchef Mohammed al-Schahwani schätzt die Zahl ausländischer Kämpfer im Irak derzeit auf rund 20.000. „Etwa 200.000 Iraker in den Sunnitengebieten sympathisieren mit ihnen. Das heißt aber nicht, dass sie sie alle finanziell oder logistisch unterstützen, sondern dass sie die Polizei schlicht nicht informieren“ sagte er der Al-Sharq Al-Awsat.

Der Fahrer der beiden vier Monate lang im Irak entführten Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot hat einen US-General wegen Misshandlung verklagt. Der Syrer Muhamed al-Dschundi sei nach seiner Freilassung aus der Geiselhaft noch eine Woche von US-Marineinfanteristen festgehalten und wirklich übel behandelt worden, teilte sein Pariser Anwaltsbüro mit.

Offenbar sind irakische Gefangene in US-Haft noch lange nach Bekanntwerden der Vorfälle im Gefängnis Abu Ghraib misshandelt worden. Das berichtet das US-Magazin Vanity Fair. Autor Donovan Webster fasste 60 Stunden Interviews mit zehn früheren Gefangenen zusammen. Danach hätten sich Soldaten auch noch im Juli sexuell an Häftlingen vergriffen, Gefangene vermummt, geschlagen, ihnen elektrische Stöße verpasst oder sie in Käfige gesperrt. Die Exhäftlinge wollten nun zwei US-Firmen verklagen, die der US-Armee Dolmetscher und Mitarbeiter für Verhöre stellten. Sie sollen vielfach gegen die Genfer Konvention verstoßen haben.