Schweigende Mehrheiten

BERLIN dpa/taz ■ Um zwölf Uhr Mittag haben Millionen Menschen gestern in 24 Ländern der EU mit drei Schweigeminuten der Flutopfer am Indischen Ozean gedacht. Vielerorts stand das öffentliche Leben zeitweise still. Zu den Schweigeminuten hatte der EU-Ministerrat aufgerufen.

In vielen deutschen Städten stoppten Busse und Bahnen für drei Minuten. Auch Reisende in Zügen und auf Bahnhöfen gedachten der Opfer. Sie wurden bundesweit mit Durchsagen um ein kurzes Schweigen gebeten. Neben der Bahn beteiligten sich auch andere große deutsche Unternehmen an dem Gedenken. So hielten die Beschäftigten in den Volkswagen-Werken für drei Minuten inne. In Hamburg standen auf dem Rathausmarkt 2.500 Menschen zusammen. Die großen Fernsehsender zeigten in den drei Minuten Bilder der Flutkatastrophe. Die Musiksender MTV und Viva strahlten Standbilder aus. Radiosender spielten getragene Musik.

In Italien schlossen viele Geschäfte während der Trauerminuten die Türen. In Spanien liefen im Fernsehen Schwarzweißbilder der Katastrophe, im Hörfunk Trauermusik. Auch die Börsen in Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Brüssel stellten ihren Betrieb drei Minuten lang ein. In der Schweiz läuteten eine Viertelstunde lang die Kirchenglocken.

Allein Dänemark wollte nicht ins Schweigen mit einstimmen. Hier wurden lediglich alle Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast gesetzt. Die Regierung begründete, man habe bereits am Montag zwei nationale Gedenkminuten abgehalten.