Unklarheit über Massengräber

Für geordnete Aufbahrung toter Ausländer fehlt es oft an Kühlmöglichkeiten

BANGKOK taz ■ Bislang gibt es in Thailand noch keine Klarheit, ob Europäer tatsächlich heimlich in Massengräbern beerdigt wurden (mindestens die Hälfte der rund 5.300 offiziell gemeldeten Toten sind ausländische Touristen). Thailands Regierung dementierte diese Gerüchte gestern entschieden: Sie hatte ursprünglich zugesichert, dass tote Ausländer in Containern gelagert werden sollten, bis deren Identität feststehe, sagte Regierungssprecher Jakrapob Penkair. Ohne Einverständnis der Angehörigen würden die Leichen weder beigesetzt noch verbrannt. Die Gerüchte seien entstanden, weil örtliche Medien über die Verbrennung einheimischer Opfer außerhalb der überfüllten Krematorien berichtet hätten.

Dennoch zeigten sich europäische Regierungen alarmiert. Der schwedische Botschafter sowie deutsche, britische und niederländische Vertreter baten in Bangkok um Aufklärung. Man sei aufgeschreckt worden und gehe der Sache intensiv nach, sagte ein Diplomat. Das Dementi der thailändischen Regierung entkräftet nicht die Widersprüche, die sich bislang ergeben.

Angehörige von Identifikationsteams sollen berichtet haben, wo Leichen in ein Grab gelegt worden seien. Einige Medien gaben an, dass sich in den Massengräbern nur bereits identifizierte thailändische Opfer befänden. Andere meldeten, die Gräber würden nur vorübergehend benutzt, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern. Vertreter des örtlichen Roten Kreuzes sollen allerdings britischen Journalisten gegenüber geäußert haben, sie seien angewiesen worden, eine Grube für rund zehntausend Tote auszuheben. Das wären allerdings weit mehr, als von Thailands Behörden öffentlich zugegeben wurden.

Viele Bergungsarbeiten sind auf freiwillige Helfer abgewälzt worden. Vielen aber fehlte es an richtiger Ausrüstung und genügend Kühlcontainern. Da Letztere rar sind, gingen Thais daran, die Toten selbst zu bestatten. Beobachter wollen dabei nicht ausschließen, dass es aufgrund der chaotischen Zustände vereinzelt auch zu Beerdigungen oder Verbrennungen von toten Ausländern gekommen ist.

Dafür, dass dies systematisch geschehen sei, gebe es aber bisher keine Anzeichen. Viele der Leichen sind mittlerweile so stark entstellt, dass äußerlich nicht mehr festzustellen ist, ob es sich um Thais oder um ausländische Touristen handelt. Entsprechende Identifizierungen durch DNA-Proben oder Zahnprothesen dürften Monate dauern. NICOLA GLASS