Tod in Alsterdorf

Ein Mordfall überschattet das sonst so beschauliche 19. Hallenfußballturnier um den Hamburger Salzbrenner-Cup

Grauenvolles Ende einer Veranstaltung, die als harmlos-heiteres Hallenspektakel zur zweckfreien Überbrückung der Winterpause etabliert war: Unmittelbar nach Turnierende am Freitagabend wurde ein 21-jähriger Mitarbeiter des Catering-Bereichs in der Nähe der Alsterdorfer Sporthalle erstochen aufgefunden. Die Polizei fahndet nach einer dunkelhaarigen, kräftigen bis dicklichen Person zwischen 17 und 22, bei der es sich aufgrund ihrer Fan-Kleidung offensichtlich um einen Anhänger des FC St. Pauli handele. Der Mordfall reißt das Turnier drastisch aus seiner gepflegt-hanseatischen Beschaulichkeit, bei der bisher Jahr für Jahr verlässlich das Immergleiche wiederkehrt.

Was 2005 zuvor geschah:

Fälschung

Klingende Namen machten im Vorfeld die Runde. Ex-Weltstar Dobrovolski, der einstige Celta-de-Vigo-Dirigent Mostovoi, munkelte man, würden in Alsterdorf zaubern. Schließlich kamen die Kicker des „Team Russia“ aus der Schublade für fußballerisch schwerfällige Tanzbären. Die russischen Ballzauderer ließen sich von Lübeck (1:4), St. Pauli (1:9) und Plock (0:4) düpieren. Doppelter Torschütze: Sergei Kiriakov, der seine Kräfte wesentlich sinnvoller einsetzte, als er seinen Namen auf Autogrammbälle (Verkauf für 5 Euro an die Südasien-Hilfe) setzte.

Original

Das Vorbild für die Bildung des russischen „Dream Teams“ gab sich dagegen abermals keine Blöße. Das „Team Croatia“ blieb ungeschlagen, holte im Endspiel gegen St. Pauli einen 1:4-Rückstand auf und verteidigte seinen Vorjahres-Titel im Neunmeterschießen. Mit 14 Treffern in fünf Spielen stellte Robert Grdovic einen All-Time-Rekord auf.

Rotes Debüt

Alljährlich nimmt ein Hamburger Amateurvertreter am Salzbrenner-Cup teil, der zuvor die Lorbeeren des Hamburger Hallenmeisters errungen hat. Der diesmalige Champion Bergedorf 85 setzte gleich Akzente. Im Auftaktmatch gegen Valerenga Oslo hatten die Underdogs gerade ausgeglichen, da rettete Angelo Herrendörfer beim norwegischen Gegenangriff mit der Hand auf der Torlinie. „Handspiel zur Torverhinderung“ heißt das auf FIFA-Deutsch und wurde mit der roten Karte bestraft. „Schade, aber es ging einfach nicht anders“, hatte selbst Referee Sascha Thielert Mitleid.

E1nsbüttel

Der Eimsbütteler Verbandsliga-Club HEBC, der vor acht Tagen den Croatia-Cup – und damit die halbjährige Nutzung eines Reisebusses für Auswärtsfahrten – gewonnen hatte, fehlte bei den Amateur-Turnieren, ebenso wie die Nachbarn vom ETV. Die Spielpausen des großen Turniers konnten die anwesenden Vereinsvertreter aber nutzen, um sich gegenseitig zu beschnuppern. Die Fußballabteilungen beider Traditionsvereine planen den Zusammenschluss. FOLKE HAVEKOST