„Hausgemachtes Problem“

Der Tag der Biodiversität zu invasiven Pflanzen

taz: Herr Schepker, wie steht es um die biologische Vielfalt in Bremen?

Hartwig Schepker, wissenschaftlicher Leiter des Rhododendronparks: Als Botaniker kenne ich mich vor allem mit Pflanzenarten aus. In Bremen und Niedersachsen gibt es rund 2.000 Arten samt Unterarten. 40 Prozent gelten als gefährdet.

Durch invasive Pflanzen – eingeschleppte Pflanzen, die die heimischen verdrängen?

Weniger. Teils sind die gefährdeten Arten ohnehin selten, teils seltener geworden oder sie wachsen nur an Spezialstandorten wie Hochmooren.

Wie groß ist dann die Gefahr der invasiven Arten?

In Mitteleuropa tritt sie nur punktuell auf. Das ist weniger dramatisch als auf Inseln wie etwa Hawaii. Weltweit gelten invasive Arten aber als zweithäufigste Ursache für die Gefährdung von Pflanzenarten.

Das klingt schon dramatisch...

Der Homo sapiens bleibt die größere Bedrohung. Die Probleme sind meist hausgemacht. Invasive Pflanzen wurden ja irgendwann einmal aus gärtnerischen, landwirtschaftlichen oder medizinischen Gründen angepflanzt. Einige haben sich dann verselbständigt.

Ein Beispiel aus der Region?

Der Riesenbärenklau war in den 50ern bis 70ern als Zierpflanze sehr beliebt. Er stammt aus dem Kaukasus und hat sich dann auch hier verbreitet. Sein Saft ist toxisch: In Verbindung mit Sonne kann er Hautverbrennungen zweiten oder dritten Grades verursachen. Das ist oft so: Büchsen die Pflanzen aus, machen sie Probleme. Dann wird das, was einst gewollt war, verteufelt.

Steht der Riesenbärenklau im botanischen Garten?

Wir haben ein Beispielbeet mit invasiven Pflanzen – allerdings so kultiviert, dass sie sich nicht unkontrolliert ausbreiten können. Der Fruchtstand wird beispielsweise direkt nach der Blüte entfernt, Pflanzen, die sich über die Wurzel verbreiten, stehen sicher in Töpfen. INT.: THA

Themenführung, 17 Uhr, Botanika