american pie
: Big Unit landet im Big Apple

Mit der Verpflichtung von Randy Johnson bekämpfen die New York Yankees ihr Pitching-Problem, aber die Lokalrivalen von den Mets halten dagegen

Randy Johnsons Transfer vom beschaulichen Phoenix in die glamouröse Sportwelt New Yorks verlief ruppig, aber auch typisch. Bevor der 41-jährige Baseball-Pitcher den ersten Ball für die Yankees geworfen hat, stellte er seine körperliche Fitness schon mal bei einer Rangelei mit einem Kameramann auf einer Straße in Manhattan unter Beweis. „Geh mir aus dem Gesicht“, brüllte Johnson den armen Kerl an, der nur ein paar Bilder vom neuesten Juwel des Rekordchampions einfangen wollte. In Phoenix braucht man für so etwas vermutlich eine dreitägige Voranmeldung, ein polizeiliches Führungszeugnis und eine schriftliche Genehmigung von Johnsons Agenten.

Der Vorfall zeigt, dass die Nerven eines der besten Pitchers aller Zeiten gelitten haben in den Querelen, die dem Erreichen seines großen Zieles vorausgingen, endlich mal für die Yankees aufzulaufen. Und es zeigt, dass sich manches ändern wird im Leben der „Big Unit“, wie der Linkshänder wegen seiner stolzen Größe von 2,07 m genannt wird. Bei den Arizona Diamondbacks, mit denen er 2001 sensationell die World Series gewann, war er der absolute Superstar, in New York ist er nicht gerade einer von vielen, aber auch nicht das achte Weltwunder. Auf den gewohnten Luxusspind in der Kabine mit eingebautem Kühlschrank muss er bei den Yankees wohl ebenso verzichten wie auf seine gewohnte Rückennummer 51. Die trägt Bernie Williams, weshalb Johnson auf die 41 umsteigt. Die größte Umstellung wird jedoch die Belästigung durch die nicht zimperlichen New Yorker Medien sein, für einen Baseballer, der Journalisten verabscheut und ihnen rüde übers Maul fährt, wenn ihm ihre Fragen zu blöd sind, eine harte Prüfung.

Versüßt wird ihm der Übergang in eine Stadt voller lästiger Menschen durch prächtige 48 Millionen Dollar, die ihm die Yankees in den nächsten drei Jahren zahlen. Und, wie er hofft, durch weitere Meistertitel. Während sein kongenialer Pitcherkollege von 2001, Curt Schilling, den Abschied aus Arizona viel früher bewerkstelligte und letztes Jahr Champion mit den Boston Red Sox wurde, blieb Johnson nach dem Triumph in Phoenix hängen. Ein Trade nach dem anderen ging baden, fast schien es, als müsste er seine Karriere bei den längst wieder mittelmäßigen Diamondbacks beenden. Dann jedoch schlug George Steinbrenner zu, der allmächtige Boss der Yankees. Immerhin war es vor allem miserables Pitching, das gegen Boston den Einzug in die World Series gekostet hatte. Nach dem Weggang von Roger Clemens und Andy Pettitte zu den Houston Astros erwiesen sich die Defizite auf dieser Position als zu groß, Randy Johnson ist ohne Zweifel der Mann, der die Lücke zu schließen vermag.

Dass die Yankees, das teuerste Team der Major League Baseball (MLB), nach einer weniger erfolgreichen Saison tief in die Tasche greifen, ist nichts Neues. Ungewöhnlich ist aber, dass die Lokalrivalen von den Mets ihnen nacheifern. Diese stellten am Montag, fast zeitgleich mit Johnsons Präsentation bei den Yankees, Carlos Beltran als Neuverpflichtung vor, jenen Outfielder, der Houston mit seinen Homeruns sowie starken Aktionen in Defensive wie Offensive fast in die World Series gebracht hätte. Ihn hätten auch die Yankees gern gehabt, doch, oh Wunder, er war Mr. Steinbrenner zu teuer. Die Mets zahlen Beltran nun 119 Millionen Dollar für sieben Jahre, nachdem sie zuvor schon Pitcher Pedro Martinez mit einem Vierjahresvertrag über 53 Millionen aus Boston weggelockt hatten. Wenn die Konkurrenz nicht aufpasst, könnte der Liga gut die nächste „Subway Series“ um den Titel blühen. Die letzte gewannen im Jahr 2000 die Yankees.

MATTI LIESKE