„Verlierer Arbeiterklasse“

Marxismus-Experte über das Kapital in der Krise

■ Projektleiter „Klassenanalyse@BRD“, Mitherausgeber der Marxistischen Blätter Foto: Privat

taz: Herr Seppmann, was ist in der Dienstleistungsgesellschaft aus dem Begriff Arbeiterklasse geworden?

Werner Seppmann: Zunächst einmal ist der Begriff Dienstleistungsgesellschaft nur ein Schleier des Kapitals. Denn die Grundlage unserer Gesellschaft ist nach wie vor die Produktion, das wird teilweise nur anders definiert. Doch in den letzten 100 Jahren ist die relative Zahl der Arbeiter stabil. Wobei die Mittelschicht in ständiger Bedrohung existiert.

Weshalb?

Es gibt eine Klasse die immer bedacht ist, ihre eigenen Interessen zu vertreten: die herrschende Klasse. Ich meine damit neoliberale Kräfte. Die Mittelschicht ist der Verlierer der Globalisierung.

Welchen Preis muss der Verlierer zahlen?

Sie wird die Lasten der Krise voll zu tragen haben. Die Beschäftigten werden vom Kapital ausgespielt und die Schraube der Globalisierung weiter angezogen. In den ersten vier Monaten wurden 400.000 arbeitslos und direkt zu Hartz IV-Empfängern …

die das heutige Prekariat bilden?

Na ja. Klassenlos kann immer nur der sein, der ganz unten oder ganz oben in der Gesellschaft steht. Doch auch wenn sich die verschiedenen Lebenswelten stark unterscheiden, handelt es sich auch dabei nur um Untergruppen der Arbeiterklasse.

INTERVIEW: JOSEPH VARSCHEN

19.00 Uhr, Movimento Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof