„Es geht um die humanitäre Hilfe“

Rebellensprecher Malik Mahmud stellt keine Bedingungen für einen Waffenstillstand auf Aceh

taz: Sie haben Indonesiens Regierung heute Gespräche für einen formalen Waffenstillstand angeboten. Ist das an Bedingungen geknüpft?

Malik Mahmud: Nein, es gibt zurzeit keine Bedingungen. Wir wollen damit die Sicherheit der humanitären Hilfe festigen. Deshalb sollten beide Seiten einen formalen Waffenstillstand schließen.

Sie wollen also den bisher informellen Waffenstillstand formalisieren?

Ja. Wir möchten mit der indonesischen Seite über Modalitäten reden, damit der Waffenstillstand effektiv ist.

Wo wollen Sie verhandeln?

Ort und Zeit hängen von beiden Seiten ab.Wir bevorzugen ein fremdes Land.

Indonesiens Vizepräsident Jusuf Kalla hat laut der indonesischen Zeitung Kompas das Angebot begrüßt. Außenminister Hassan Wirajuda nennt es einen „Silberstreif am Horizont“. Wie bewerten Sie die Reaktionen?

Das sind gute Statements. Wir hoffen nur, dass es jetzt zu Gesprächen kommt.

Manchmal scheint Indonesiens Regierung gesprächsbereiter als das Militär. Was sind Ihre Erfahrungen?

Es ist ein Problem für uns, wenn wir mit Indonesien verhandeln, dass die Regierung etwas anderes sagt, als die Militärs nachher in Aceh machen. Wir hoffen, dass die indonesische Seite künftig mit einer Stimme spricht.

Indonesiens Regierung sagt, sie habe nach dem Tsunami lokale Kommandeure der Gam in Aceh kontaktiert. Können Sie das bestätigen, und sind das zurzeit die einzigen Kontakte zwischen Gam und Regierung?

Soweit ich weiß, gab es keine Kontakte zwischen unseren Kommandeuren und dem Militär. Aber es ist zurzeit auch für uns nicht leicht, unsere Kommandanten zu erreichen.

Wie hat der Tsunami die Gam-Kämpfer in Aceh getroffen?

Die meisten unserer Kräfte befanden sich im Dschungel oder in den Bergen. Nur einige Einheiten waren an der Küste, von denen einige Mitglieder oder deren Angehörige gestorben sind. Wir haben noch keine endgültigen Zahlen.

Regierung und Militär werfen der Gam vor, die Sicherheit der internationalen Helfer zu gefährden, und machen Gam für Zwischenfälle verantwortlich, etwa eine kurzzeitige Entführung eines indonesischen Helfers.

Das sind unbegründete Vorwürfe. Als der Tsunami unser Land traf, erhielten wir gegen Mittag Berichte von unseren Kommandanten, dass 3.000 Menschen getötet worden seien, und erklärten umgehend einen einseitigen Waffenstillstand. Der Hauptfokus war, zum einen den Familien zu ermöglichen, ihre Angehörigen zu finden, und außerdem die Katastrophenhilfe zu unterstützen. Deshalb sind solche Vorwürfe Propaganda. Wir garantieren, das wir Journalisten und humanitären Helfern keinen Schaden zufügen.

Die Regierung bezweifelt, dass die Gam-Exilführung ihre Kräfte in Aceh effektiv kontrolliert.

Nein, wir haben Kontakte, wir fordern auch unsere Leute auf, den Anordnungen zu folgen.

Aber Sie sprachen doch selbst von Kommunikationsproblemen.

Die Verbindung von Schweden nach Aceh ist nicht so schwierig, innerhalb Acehs dagegen schon. Manchmal dauert es zwar Stunden, aber Kommunikation ist möglich. INTERVIEW: SVEN HANSEN