Auf dem Klo bespitzelt

Empörung über Bericht des Fernsehsenders RTL: Düsseldorfer Sicherheitsdienst schaut beim Pinkeln zu

DÜSSELDORF taz ■ Ein Mitarbeiter des Düsseldorfer Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) presst sich flach auf den Boden einer öffentlichen Damentoilette in der Düsseldorfer Altstadt, um unter die Tür zu gucken. Als er nicht erkennen kann, was da vor sich geht im stillen Örtchen, öffnet er die Tür einen Spalt. Dahinter sitzt eine erschrockene alte Frau.

Diese Szene stammt aus einem Beitrag des Fernsehsenders RTL mit dem Titel „Ordnung muss sein“, der seit Tagen in Düsseldorf für Furore sorgt. Dass Ordnung sein muss, findet Düsseldorfer Ordnungsdezernent Werner Leonardt auch nach wie vor. Dafür, dass OSD-Männer auf Damentoiletten spionieren, musste er am Donnerstag im Ausschuss für Ordnung und Verkehr viel Kritik einstecken. Schließlich empören sich Teile der Düsseldorfer Öffentlichkeit schon seit Jahren über die Kontrollen der öffentlichen Toiletten. Dass männliche Sicherheitsbeamte Frauen auf der Toilette hinterherspionieren erregt allerdings sogar Befürworter der rigiden Kontrollpraxis.

In der Regel würden OSD-Frauen die Damentoiletten kontrollieren, stellte Leonardt deshalb klar. Die Kontrollen generell stellte er nicht in Frage.

Sie wurden vor zwei Jahren eingeführt, um so genannte „zweckentfremdete“ Tätigkeiten zu unterbinden. Gemeint sind damit im Kern Schwulen-Sex und Drogenmissbrauch. 2004 seien 89 Personen aus den Toilettenkabinen geholt worden, die „sexuelle Handlungen an sich oder anderen ausgeübt haben“. In diesem Jahr seien es bislang elf gewesen, sagte Leonardt der NRZ. Diese Zahlen rechtfertigen für die NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf offenbar die umstrittene Kontrollpraxis, gegen die Homosexuellen-Gruppen und die PDS seit ihrer Einführung protestieren, da sie sie als diskriminierend empfinden. Das Ganze sei keine Aktion gegen Schwule, beteuert der Ordnungsdezernet deshalb auch diesmal. Eine Konsequenz hat der Bericht auf jeden Fall: „Fernsehaufnahmen mit OSD-Mitarbeitern wird es nicht mehr geben“, so Leonardt.

MIB