Ein riskantes Manöver

Noch ist nicht sicher, ob der Markt neue Luftgiganten braucht

BERLIN taz ■ In einem Quartettspiel wäre die A380-Karte nicht zu toppen. Das neue Flugzeug ist nicht nur größer, höher und breiter als der „Jumbo-Jet“, die Boeing 474. Vor allem übertrumpft der Airbus-Gigant den – einzigen verbliebenen – Konkurrenten aus den USA mit einer Passagierzahl von 555, das sind 139 mehr als in dem fast 40 Jahre alten Boeing-Modell. Theoretisch sind sogar 853 Sitzplätze möglich.

Doch noch ist nicht sicher, ob der Markt tatsächlich solche Riesenflieger braucht. Anfang der 90er wollten Airbus und Boeing noch gemeinsam einen Superjumbo entwickeln. Doch Boeing hielt einen größeren Flieger als seine 747 irgendwann für überflüssig. Die Amerikaner erwarten nämlich für die Zukunft vor allem Wachstum bei den Direktverbindungen. Dafür werden viele kleinere Flugzeuge benötigt. Airbus hingegen rechnet mit einer Zunahme des Verkehrs zwischen den großen Drehkreuzen, was für die Passagiere einen Umstieg bedeuten würde. Sollte dieses Szenario eintreffen, würden mehr Riesenflieger gebraucht, die die großen Flughäfen anfliegen.

Ein hohes finanzielles Risiko geht Airbus allemal ein. 12 Milliarden Euro kostete die Entwicklung des A380, erst ab 2008, wenn 250 Stück davon verkauft sein sollen, wird damit Geld verdient. Weltweit wurden bislang bereits 149 Flugzeuge bestellt. Doch noch gewährt Airbus angeblich Rabatte von bis zu 40 Prozent auf den Kaufpreis von 280 Millionen US-Dollar. Die Erstkunden können zudem die Bestellung ohne Vertragsstrafen noch ein Jahr vor Auslieferung stornieren.

Auch für die Flughafenbetreiber bedeutet der A380 erhebliche Investitionen. Allein in Frankfurt/Main will Fraport in den kommenden vier Jahren 100 Millionen Euro investieren, um für den Superjumbo gerüstet zu sein. Start-und-Lande-Bahnen, Hangars und Terminals müssen den bislang noch nicht da gewesenen Dimensionen angepasst werden.

Mehr als jeder vierte Euro, den Airbus in Zukunft einnehmen will, soll der A380 bringen. Sollte das Projekt nicht so laufen wie erhofft, hätte das aber nicht nur Auswirkungen auf die Unternehmensbilanz, sondern auch auf die Volkswirtschaft. Denn nach Airbus-Angaben werden allein in Deutschland künftig bis zu 40.000 Arbeitsplätze vom neuen Airbus-Programm abhängen.

STEPHAN KOSCH