Sparzwang bedroht die Kleinsten

Heute entscheidet die Philosophische Fakultät der Universität Köln über das Schicksal kleiner Fächer. Für die Indologie geht es dabei um die Existenz: Würde dort der Lehrstuhl gestrichen, wäre dies auch das Ende für Indienstudien am Standort Köln

Von SILKE FREUDE

Mit bengalischem Leuchtfeuer protestierten am Montag Abend etwa 50 Studierende der Uni Köln auf dem Albertus-Magnus-Platz, während drinnen die Strukturkommission der Philosophischen Fakultät tagte. Der Anlass: die drohende Schließung des Faches Indologie und Tamilistik. Das Minifach ist an der Uni Köln mit nur einer Professorenstelle besetzt. Würde diese gestrichen, wäre das das Aus für Indienstudien am Standort Köln.

Hintergrund der Sparpläne ist die Erhöhung der Wochenarbeitszeit von Beamten auf 41 Stunden. Damit, so argumentiert das NRW-Kultusministerium, könnten jetzt im Wissenschaftsbetrieb Stellen gestrichen werden: 24 Beamtenstellen an der gesamten Uni Köln, davon sechs an der Philosophischen Fakultät.

Eigentlich sollten die Universitäten ihre Kürzungsvorschläge schon letzten November einreichen. Die Nachbesserungsfrist verstreicht mit Ende des Semesters. Bis heute Nachmittag muss an der Philosophischen Fakultät die Entscheidung fallen, damit sie noch dieses Semester dem Uni-Senat vorgelegt werden kann.

In der Strukturkommission der Fakultät wurden zuvor intern die Einsparpotenziale geprüft. Diese hatte ursprünglich empfohlen, ein kleines Fach ganz aufzugeben. In Frage kamen Indologie, Byzantinistik oder Mittellatein. Doch die drei Fächer hätten zusammen gehalten und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, berichtet ein beteiligter Student aus der letzten Kommissionssitzung am Montag. Damit erzielten sie einen Teilerfolg: Dem Vernehmen nach hat sich die Kommission umentschieden und ist jetzt für den Erhalt der kleinen Fächer.

Der Dekan der Philosophischen Fakultät, Bernd Manuwald, will allerdings dazu vor Donnerstag nichts sagen. „Das ist ein interner Vorgang, ich muss die Entscheidung der Fakultät abwarten“, so Manuwald. Grund genug für die Studierenden, weiter wachsam zu bleiben. Wenn heute um 15 Uhr in der Engeren Fakultät die Entscheidung fällt, wollen die Studis dabei sein, um aufzupassen, dass nicht doch noch ein Fach gestrichen wird. Die Kölner Indologie stand schon im vergangenen Jahr unter Druck. Damals gab es Überlegungen, die Indologie mit ihren gerade mal 115 Studierenden an die Uni Bonn zu verlagern. Auch dort wird Indologie unterrichtet, „aber die Bonner können mit der Kölner Spezialisierung gar nichts anfangen“, so Beate Schulz vom SprecherInnenrat der Philosophischen Fakultät. „Sie sind eher klassisch-theoretisch ausgerichtet, wir sehr praktisch.“

Bonn ist zudem auf das nördliche, Köln ist auf das südliche Indien spezialisiert. Die im Süden und in Sri Lanka verbreitete Sprache Tamil wird nur in Köln gelehrt. 60.000 Titel hat die Tamil-Sektion der Institutsbibliothek seit den 50er Jahren angeschafft – einzigartig in ganz Deutschland, sagt Professor Dieter Kapp, der Inhaber des Lehrstuhls. „Wir sorgen für die Integration der etwa 70.000 in Deutschland lebenden Tamilen aus Sri Lanka und Indien.“

Nicht nur wegen der Flutkatastrophe ist die Region ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht werde der südasiatische Raum in Deutschland immer wichtiger, so Professor Kapp. Deshalb soll es nach seinen Plänen schon bald die Möglichkeit geben, das Fach Indologie und Tamilistik in einem Bachelor-Studiengang zu belegen. Zusammen mit der WiSo-Fakultät hatte Dieter Kapp ein Konzept für den neuen Studiengang entwickelt, der sprachliche, kulturelle und wirtschaftswissenschaftliche Lehrinhalte vereint.

„Anders als bei den so genannten großen Fächern entsprechen bei uns die Studierendenzahlen den tatsächlichen Bedürfnissen des Arbeitsmarktes“, merkt Kapp an. Doch seine Stelle läuft 2007 aus. Ob es danach weitergeht, wird heute entschieden.