Die Einspeisegebühr wird ergänzt

EIGENNUTZERBONUS Dezentral erzeugter Strom, der vor Ort verbraucht wird, entlastet die Netze

Die Energiewende findet nicht nur am Horizont statt, wo sich die Rotoren der Windräder drehen. Auch viele Hausbesitzer in Deutschland sind dank Photovoltaik mittlerweile zu Stromproduzenten mutiert. Trotzdem hat sich die alte Sponti-Forderung „No Atomstrom in my Wohnhome“ bisher noch nicht erfüllt. Denn Einspeisung und Verbrauch blieben strikt getrennt. Der Strom für Rührgerät, Waschmaschine oder Lavalampe kommt in den meisten Fällen nicht vom Solarmodul auf dem Dach, sondern vom Netzbetreiber. Technisch gesehen ist das nicht zwingend. Denn der Sonnenstrom wird vor der Einspeisung von einem Wechselrichter in haushaltsüblichen 220-Volt-Wechselstrom umgewandelt. Ökonomisch machte die Einspeisung zu hundert Prozent jedoch Sinn. Für jede produzierte Kilowattstunde gibt es vom Staat schließlich eine Vergütung, die etwa doppelt so hoch ist wie der normale Verbrauchspreis, den die Netzbetreiber vom Endkunden kassieren. So wurden lediglich Gartenlampen oder Teichpumpen in der abgelegenen Datsche mit hausgemachter Elektrizität betrieben.

In Zukunft dürfte sich das jedoch ändern. Die Novelle des EEG sieht nämlich neben der normalen Einspeisegebühr auch einen „Eigennutzerbonus“ vor. Die Motivation dabei ist für Sebastian Fasbender vom Bundesverband Solarwirtschaft klar: „Wenn der dezentral erzeugte Strom auch vor Ort verbraucht wird, hilft das, die Verteilernetze zu entlasten.“

Damit nicht mehr nur Gartenzwerge oder Zierkarpfen in den Genuss solar betriebener Geräte kommen, ist keine aufwendige Hardware erforderlich. „Bislang wird bei Photovoltaik-Anlagen zusätzlich zum Strombezugszähler ein zweiter Einspeisezähler eingebaut“, erklärt Fasbender. „Will man vom Eigennutzerbonus profitieren, benötigt man noch einen weiteren Zähler, um erfassen zu können, wie viel Solarstrom direkt im Haushalt verbraucht wurde.“

Trotzdem dürfte es jedoch bei zwei Zählern bleiben: „In der Praxis wird der bestehende Strombezugszähler vom zuständigen Versorgungsunternehmen durch einen Zweirichtungszähler ersetzt und ein Einspeisezähler montiert.“ Doch in welchen Fällen lohnt sich nun der Eigenverbrauch? Die Rechnung geht dann auf, wenn am Ende mehr dabei herausspringt als bei der Einspeisevergütung von derzeit 43 Cent pro Kilowattstunde. Da der Eigennutzerbonus selbst nur 25 Cent beträgt, kommt es letztlich auf die Höhe des Strompreises vor Ort an. Denn das eingesparte Geld für jede selbst erzeugte Kilowattstunde ist natürlich Teil der Rechnung. Die Preise aber gehen nach oben: „In 2008 betrugen die Durchschnittsstrompreise für Haushaltskunden nach einer Untersuchung von verivox.de schon 21,69 Cent pro Kilowattstunde“, so Fasbender. Ausgerechnet das Profitstreben der Energiemultis sorgt also dafür, dass mit Sonnenstrom für den Eigenbedarf eine immer bessere Rendite erzielt werden kann. Aktuell wird der Einstieg in die Photovoltaik allerdings auch durch eine andere Entwicklung begünstigt: Die Wirtschaftskrise hat zu einem Preisverfall bei Solarmodulen von über 20 Prozent geführt. ANSGAR WARNER