WAS MACHT EIGENTLICH ... der Herthaner?
: Sitzen bleiben

Nein, wenn die Bayern demnächst nach Berlin reisen, um bei Hertha drei Punkte abzuliefern, muss kein Fan stehen. Für Sitze ist gesorgt.

Klingt selbstverständlich – ist es aber nicht. Denn der fränkische Sitzelieferant „Stechert Stahlrohrmöbel“, namentlich dessen Geschäftsführer Franz Stegner, hat mitgeteilt, dass am Montag ein Bautrupp 7.000 Sitze aus dem Stadion ausbauen wird. 70.000 Stück hat seine Firma eingebaut. 237.000 Euro blieb der Auftraggeber schuldig. Dummerweise heißt der Walter Bau und hat’s gerade nicht so dicke. Die Firma kämpft ums Überleben. Es geht um Millionen. Für Herrn Stegner sind 237.000 Euro auch kein Kleingeld. Kurzum: Die Stühle kommen raus. Sollen die Herthaner doch stehen beim Gucken.

Aber so kommt es natürlich nicht. Für Fragen der Stadionbestuhlung ist in Berlin nämlich traditionell der Senat zuständig. Erinnert sei an Senator Klemann von der CDU. Der hatte bis kurz vorm Anpfiff des Qualifikationsspiels für die Champions League Hertha gegen Famagusta eigenhändig Klappsitze verschraubt, damit die Fans ins Stadion durften. So hatte es die Uefa verlangt. Zum Glück hat Berlin jetzt Klaus Böger. Der ist von der SPD und auch Sportsenator und als solcher quasi von Amts wegen der Herr der Stühle. Als Aufsichtsratschef der Olympiastadion GmbH hat er die Geschäftsführung des Stadions gebeten, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und die Demontagetruppe gar nicht auf das Gelände zu lassen. Genial! Hertha atmet auf. JR FOTO: AP