: Repnik nur noch Parlamentarier
Der Chef des grünen Punktes, Hans-Peter Repnik (CDU), scheidet aus. Repnik stand wegen Doppelfunktion als Manager bei der DSD AG und Mandatsträger in der Kritik
BERLIN taz ■ Verblüffend schnell wird der Chef der Dualen Systems Deutschland AG (DSD) und Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Repnik (CDU) wieder einfacher Parlamentarier: Ende des Monats verlässt er die Firma. Am Montag soll der Nachfolger Peter Zühlsdorff gekürt werden. Die Nachricht kam nur ein Woche nachdem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) die DSD offiziell übernahm. In Branchenkreisen wurde der schnelle Wechsel überrascht aufgenommen.
Nun darf spekuliert werden: Wechselte Repnik so schnell, weil die KKR, die von Abfallwirtschaft keinen Schimmer hat, rasch umsteuern wollte? Oder hat es mit der Debatte um Nebenjobs von Abgeordneten zu tun? Anfang des Monats hatte SPD-Politiker Dieter Wiefelspütz Repnik kritisiert: Die Wähler erwarteten, dass Abgeordnete den „deutlich größeren Teil“ ihrer Zeit dem Mandat widmen. Vorgestern fragte Bild: „Wie schaffen Sie das eigentlich, Herr Repnik?“, und sprach vom „Repnik-Wunder“.
Der 57-jährige Berufspolitiker wurde erst vor zwei Jahren Unternehmer, als er den Vorsitz des Müllmonopolisten DSD vom CDU-Politiker Wolfram Brück übernahm. Damals stand das vom DSD organisierte System des grünen Punkts bereits unter starkem Druck des Kartellamtes und der EU-Kommission. Beide drängten auf mehr Wettbewerb beim Verpackungsmüll. Fortan wandelte Repnik die DSD vom gemeinnützigen Monopolisten zum Müllkonzern, der einerseits Konkurrenz beim Verpackungsmüll zulässt, andererseits selbst in andere Müllmärkte eindringt.
Unklar ist, ob Repnik in seiner Doppelfunktion in Interessenkonflikte geriet. Das DSD ist stark vom Dosenpfand betroffen: Da die Dosen bislang Grüner-Punkt-Müll waren, verliert die DSD 300 Millionen Euro Umsatz jährlich. Repnik erklärte, sich in der Fraktion rauszuhalten, sobald es um Abfallwirtschaft gehe. Allerdings gingen DSD-Lobbyisten nach taz-Informationen mit einer für den grünen Punkt einträglicheren Alternative zum Dosenpfand bei Bundesländern hausieren. Schließlich griff das CDU-regierte Hessen den Vorschlag auf.
In der CDU-Bundestagfraktion war das Thema ohnehin in geneigter Obhut: Der für Umwelt zuständige Fraktionsvize Klaus Lippold ist nämlich nebenbei Geschäftsführer des Industrieverbandes Kunststoffbahnen. Und im Wahlkreis des Unionsberichterstatters für Dosenpfand, Werner Wittlich, steht eines von zwei Rasselstein-Werken – Deutschlands einzigem Weißblechhersteller. URB
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen