passagen
: Sex, Wasser und Design

Eins ist klar: Baden sollte ein Gesamtkunstwerk sein. Ein sinnliches Erlebnis mit Quietsche-Entchen und Badewannentango, Best-of-Bath-Musikbegleitung und viertelstündigen Champagnerduschen. Bleibt die Frage, warum sich der häusliche Badbesuch nur selten zum Festival der Sinne aufschwingt. Zeit und Geld sind natürlich zwei Faktoren, Platzmangel ein dritter: Wer nur eine Dusche hat, kann das Vollbad à la Kleopatra vergessen. Doch was ist mit denen, die genug Zeit, Raum und Moneten haben? Erleben wenigstens sie Exzesse balnearer Sinnlichkeit? Da hängt es dann von den Designern ab. Passt deren Angebot zum betörenden Wasserspiel?

Antworten geben die „Passagen“. Beim Label agape aus Mantua, derzeit mit einem Ausschnitt aus der Produktpalette in den Spichernhöfen präsent, ist in dieser Saison viel Natur angesagt. Die bunten Plastikbecken aus dem letzten Jahr sind zwar noch im Angebot, aber nur im hinteren Teil der Ausstellung. Auf den besten Plätzen cremefarbene Wannen in weichen Kalebassenformen mit Zierelementen aus hellem Holz. Bei so viel Naturbezug kann die natürliche Sinnlichkeit nicht weit sein. Doch warum ist gerade das Prachtstück von agape – die flache, kreisrunde „Ufo-Wanne“, die so groß ist, dass Neptun und alle Najaden in ihr ein Wasserballett aufführen könnten – aus kühlem Stahl? Und damit so erotisch wie eine Dunstabzugshaube?

Da geht es bei Axor Design schon eher zur Sache. Das Label präsentiert Entwürfe aus dem Workshop „AquaTektur“, in dem sich Architekten mit dem feuchten Element im Kontext von Gebäuden auseinander gesetzt haben. Die Verbindung aus Sex, Wasser und Design hat in diesem Konzept ihren festen Platz. Warum sich nicht mal in einem Becken die Hände waschen, das die einladenden Formen eines wohlgestalteten Hinterns hat? Warum keine verführerische Schlange als Duschkopf? Warum nicht überlegen, was sich aus Penis und Brüsten designtechnisch so alles machen lässt? Übt ja schön weiter, liebe Architekten und Entwerfer! Ihr kriegt ihn schon noch hin, den Sprung von der Nasszelle ins Trommelfeuer der Sinnlichkeit. HOLGER MÖHLMANN

„agape“: Spichernhöfe, Spichernstr. 6, täglich 11-21 Uhr; „Hansgrohe: AquaTektur“: Barista Bar, Benesisstr. 61, täglich 12-21 Uhr, alle bis 23.1.