Dem Gummi kein Segen

Katholische Kirche Spaniens plädiert für Kondomgebrauch. Vatikan pfeift sie zurück

MADRID dpa ■ Das Plädoyer eines Sprechers der spanischen Bischofskonferenz für die Benutzung von Kondomen hat für Aufruhr in der katholischen Kirche gesorgt. Juan Antonio Martínez Camino hatte am Dienstag nach einem Treffen mit der spanischen Gesundheitsministerin Elena Salgado erklärt: „Kondome haben bei der integralen und globalen Aids-Vorbeugung ihren Platz.“ Beobachter sahen darin eine Kehrtwende in der Haltung der Kirche. Außerdem rückten die spanischen Bischöfe von der Position des Vatikans ab, der den Gebrauch von Kondomen im Kampf gegen die Verbreitung von Aids stets abgelehnt hatte.

Die Verantwortlichen im Vatikan konnten kaum glauben, was sie aus Spanien zu hören bekamen. Die Kurie, so berichtet die spanische Presse, habe von den Bischöfen eine sofortige Richtigstellung verlangt. Und nur 24 Stunden später ließ die spanische Bischofskonferenz verlauten, die Benutzung von Präservativen sei ein „unmoralisches Verhalten“. Ihr Sprecher sei falsch verstanden worden.

Der Rückzieher brachte der Kirche in Spanien heftige Kritik ein. „Der Stumpfsinn ist zurückgekehrt“, meinte die sozialistische Abgeordnete Isabel Pozuelo. „Die Bischöfe haben sich offenbar auf Befehl von oben losgesagt von dem, was der gesunde Menschenverstand nahe legt.“