Ultimatum gegen Schulverweigerer

PADERBORN taz ■ Im Streit um den Schulbesuch der 15 Kinder von christlich-fundamentalistischen Eltern im Kreis Paderborn haben die Behörden nun parallel zu Verhandlungsbemühungen auch eine härtere ordnungsrechtliche Gangart eingeschlagen.

Die Schulleitungen der betroffenen fünf Grundschulen haben am Mittwoch Verfügungen an alle sieben Elternpaare herausgeschickt, bestätigte gestern eine Kreis-Sprecherin. Den Anhängern einer freikirchlichen Gemeinde wurde angedroht, dass die Ordnungsbehörden nach Ablauf von drei Tagen eingeschaltet und die Kinder zwangsweise zum Unterricht geholt werden können. Mit der Verfügung sei allerdings kein Automatismus verbunden, sagte die Sprecherin. Ob und wann nach dem Ablauf der Frist eine zwangsweise Zuführung passiere, bedürfe einer sorgfältigen behördlichen Entscheidung. Das Paderborner Schulamt werde in dieser Angelegenheit nur im Einvernehmen mit der Bezirksregierung und dem NRW-Schulministerium weitere Schritte einleiten.

Eine Sprecherin des Düsseldorfer Schulministeriums sagte, man werde zunächst das Ergebnis der Schlichtungsgespräche abwarten. Am gestrigen Freitag trafen sich der Integrationsbeauftragte der Landesregierung, Klaus Lefringhausen und ein russlanddeutscher Laienpastor mit den aus Kasachstan stammenden Schulverweigerern in Paderborn. Über den genauen Ort und Einzelheiten des Gespräches wurde zunächst nichts bekannt. Vor allem der Integrationsbeauftragte, Klaus Lefringhausen, hatte im Vorfeld großen Wert darauf gelegt, mit den christlich-fundamentalistisch eingestellten russlanddeutschen Eltern in Ruhe über eine Lösung des Konfliktes verhandeln zu können.

Die Ministeriums-Sprecherin sagte, im Land gebe es „deutlich mehr“ religiös-motivierte Schulverweigerer als jene in Paderborn. Dieses habe eine aktuelle Befragung aller Schulämter ergeben. Sämtliche Fälle müssten „genauer analysiert“ werden, erst dann könne das Ministerium verlässliche Zahlen bekannt geben. HUBERTUS GÄRTNER