Geld für’s Shoppen

KARSTADT SPD, Grüne und Linke in der Bürgerschaft fordern Staatshilfen für den Konzern

Die Fraktion der Linkspartei war zufrieden. Zum ersten Mal war man sich gestern so richtig einig mit SPD und Grünen, konnte gar gemeinsam für einen Antrag stimmen: Ausgerechnet zur Rettung eines Milliarden umsetzenden Konzerns. Während der ehemalige Bremer und jetzige Berliner Finanzsenator Ulrich Nußbaum eine Landesbürgschaft für die Karstadt-Eigentümerin Arcandor AG ausschloss, versicherte Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen, „sich bei der Bundesregierung für das Unternehmen einsetzen“ zu wollen – Stunden bevor ihn die Bürgerschaft dazu aufforderte.

Sieben Karstadt-Mitarbeiterinnen und ihre fünf Kollegen verfolgten gestern die knapp einstündige Parlamentsdebatte um die Warenhauskette. Am direktesten wandte sich der finanzpolitische Sprecher der CDU, Wolfgang Schroers, an die kleine Truppe auf der Tribüne. „Ich halte nichts von Staatshilfe für ein Problem, das von jahrelangem Missmanagement verursacht worden ist“, sagte Schroers. Er setze darauf, dass andere Konzerne die Kaufhaus-Sparte übernehmen würden. Falls diese Lösung scheitere, sei das zwar für die Arbeitnehmer bedauerlich, aber nicht zu ändern. Schließlich gebe es ohnehin ein Warenüberangebot von 25 Prozent, eine Schließung von Karstadt würde damit zu einer „Marktbereinigung“ führen. Der FDP-Abgeordnete Oliver Möllenstädt tröstete die Karstadt-Beschäftigten – 80 Prozent sind Frauen – mit der Bemerkung, die Leute würden weiter einkaufen, auch wenn sich der Name ändern sollte.

Weniger optimistisch sind die Grünen. „Stellen Sie sich mal vor, dass die Immobilie leer steht“, unkte deren wirtschaftspolitischer Sprecher Klaus Möhle. Karstadt sei ein unverzichtbarer Bestandteil der Innenstadt und müsse daher unbedingt erhalten werden. Die Kritik von CDU und FDP, die rot-grüne Koalition komme nicht voran in ihren Plänen zur Restrukturierung der Innenstadt, wies er zurück. Diejenigen, die jetzt nach einer Stärkung der City-Händler riefen, seien diejenigen, die mit Space Park und anderen Standorten am Stadtrand für deren Schwächung gesorgt hätten. eib