Raupen-Rebirthing?
: „Seelensymbole“

taz: Schmetterlingsammeln ist ein altes Hobby. Was aber reizt Sie an Motten?

Lili Fischer: Das sind so winzige, scheinbar „wertlose“ Lebewesen, die aber einen ungeheuren Reichtum an Themen, Flügelzeichen und Farben besitzen. Sie haben aufregende Gesichter, und: Es gibt die geistige Dimension. Motten sind Symbole für die Seele.

Haben Sie eine Lieblingsmotte?

Die so genannte „Hausmutter“: Die treffe ich immer bei uns im Schuppen. Dann huscht sie so weg und man sieht auf einmal die gelben Unterflügel – sehr geheimnisvoll.

Bei Ihren Performances fordern Sie das Publikum auf, sich „freudig als Motte“ zu erheben. Idealisieren Sie damit nicht die Insektenwelt?

Finde ich nicht. Aggressiv sind nur die Raupen, weil sie immer so viel fressen müssen. Aber wenn sie mit unseren Klamotten fertig und zu Faltern geworden sind, sind das sehr friedliche Tiere.

Trotzdem unternehmen Sie mit Ihren Besuchern eine Art Traumreise zurück ins Raupenstadium, fast Rebirthing. Sehen Sie darin therapeutische Qualitäten?

Ach, das ist einfach als Form schön, wenn man in so ein Bild eintaucht. Aber ich breche und ironisiere das ja auch. Wissen Sie: Wir fressen und scheiden aus. Das ist ein kollektives Gefühl. Interview: HB