WAFFENSTILLSTAND IN ACEH: DAUERHAFTE LÖSUNG IST NICHT IN SICHT
: Hardliner auf beiden Seiten

Jetzt also doch, um die Unruheprovinz Aceh soll es neue Friedensbemühungen geben. Lange galt der blutige Konflikt, in dem seit 1976 mindestens 12.000 Menschen starben, als „vergessener Krieg“. Jetzt aber ist die Provinz, in der nach anfänglichem Zögern der Regierung in Jakarta ausländische Soldaten und Hilfsorganisationen die Rettungsarbeiten vorantreiben dürfen, wieder in den Fokus internationaler Aufmerksamkeit gerückt.

Mit dem Bemühen, die Folgen der Flut in den Griff zu bekommen, gehen auch Hoffnungen für eine Lösung des Separatistenkonflikts einher. Diese werden dadurch genährt, dass es wahrscheinlich schon in dieser Woche neue Gespräche über einen langfristigen Frieden in Aceh geben soll. Treffen wollen sich offenbar beide Seiten, sowohl Vertreter von Indonesiens Regierung als auch der Rebellenorganisation GAM, im finnischen Helsinki.

Ob die Bemühungen um Frieden allerdings in eine dauerhafte politische Lösung münden, ist auch diesmal mehr als fraglich. Zwar hat die Naturkatastrophe die Konfliktparteien aufgerüttelt, doch die Fronten bleiben verhärtet. Bereits im Vorfeld der nun anstehenden Verhandlungsrunde wurde deutlich, dass Jakarta über einen dauerhaften Status der Unruheprovinz verhandeln will. In den Augen der Regierung kam nie etwas anderes als eine Autonomie in Frage. Diesen Status aber lehnt die GAM, die stets auf Unabhängigkeit beharrte, ab.

Über substanziell Politisches werden die Vertreter der GAM demnach auch während der neuen Gespräche nicht diskutieren wollen. Höchstens über Rahmenbedingungen für einen formalen Waffenstillstand. Eine Feuerpause ist zwar keine endgültige Lösung. Aber es wäre ein Anfang, der den vier Millionen von Bürgerkrieg und Flutwelle zermürbten Acehnesen die längst notwendige Atempause verschaffen könnte. Allerdings bleibt zu befürchten, dass die Hardliner beider Seiten einen Waffenstillstand missbrauchen könnten. Sie könnten die Zeit nutzen, um klammheimlich ihre illegalen Geschäfte wieder aufzunehmen und ihre Kriegskassen zu füllen. NICOLA GLASS