ausstellung
: Geschichten von Laster und Gewalt

Sie malten religiöse Allegorien, die dem Gläubigen den Weg zum richtigen Leben wiesen. Und sie malten Bilder vom prallen Landleben, von Bauernhochzeiten, Wintervergnügen und Kirchweihfesten, die bis heute eine Fundgrube für Wissenschaftler bilden, die etwas vom Alltag im 16. und 17. Jahrhundert wissen wollen. Himmlisches und Irdisches waren zentrale Themen der Maler, die von 1540 bis 1640, dem „Goldenen Jahrhundert Antwerpens“, in der Stadt an der Schelde arbeiteten. Es war eine Zeit, die geprägt war von reichen Kaufleuten und Handwerkern, die sich mit Bildersammlungen schmückten, aber auch geprägt von der Gewaltherrschaft der Spanier und dem niederländischen Streben nach Unabhängigkeit.

Vater und Sohn Bruegel sind heute die bekanntesten Vertreter der starken Malergilde. Kunst war ein Geschäft, mit Werkstätten, in denen Spezialisten für Landschaften, Figuren oder Architektur arbeiteten. Einer, der zu dieser Zeit genau so bekannt und begehrt war wie die Bruegels, war Gillis Mostaert (1528-1598). Doch er und sein Werk gerieten in Vergessenheit. Knapp 100 Bilder von ihm sind bekannt, viele davon aber verschollen.

Eine Ausstellung im Kölner Wallraf-Richartz-Museum zeigt jetzt 12 seiner Werke, dazu solche seiner Zeitgenossen, alle zu Unrecht im Schatten der Bruegels, und Kupferstiche, die nach seinen Originalen entstanden und seine damalige Beliebtheit belegen. Insgesamt 50 Arbeiten, darunter zahlreiche Leihgaben, sind in dieser bemerkenswerten Ausstellung zu sehen.

Es sind wahre Wimmelbilder, auf dem Gemälde „Heuwagen“ etwa, einer Allegorie auf das Laster, tummeln sich über 100 Figuren, manche gerade fingergroß, aber alle naturgetreu bis ins letzte Detail – Mostaert galt als Experte für die Figurenstaffage. Die Menschlein erzählen Geschichten von Verführung und Gewalt, von sportlichem Ungeschick, von Kinderspielen und vom Fressen und Saufen. Und wenn der Betrachter auf die Uhr schaut, merkt er, dass er auf der Entdeckungsreise nach immer neuen Anekdoten ganz die Zeit vergessen hat. Jürgen Schön

„Gillis Mostaert – ein Antwerpener Maler zur Zeit der Bruegel-Dynastie“: Wallraf-Richartz-Museum, bis 12.4., Di-Fr 10-18 Uhr, Sa und So 11-18 Uhr, Katalog 22,50 Euro