Streit über Kinder-Ehe erreicht Athen

ATHEN dpa/taz ■ In Düsseldorf wird gegen einen 22-jährigen Griechen wegen Kindesmissbrauchs ermittelt, der monatelang unbehelligt mit seiner 11-jährigen Ehefrau zusammenlebte. Bekannt wurde der Fall erst, als sich der Mann bei den Behörden anmelden wollte. Daraufhin verfügte ein Familienrichter die sofortige Trennung, und das Mädchen kehrte inzwischen nach Griechenland zu ihren Eltern zurück. In Athen forderte Ahmet Ilhan, ein Abgeordneter der muslimischen Minderheit, das auf islamischer Tradition basierende Gesetz, das Ehen mit Kinder erlaubt, müsse dringend geändert werden. Die geistliche Führung der rund 130.000 Mitglieder zählenden muslimischen Minderheit Thraziens besteht dagegen auf der Rechtmäßigkeit der im August 2004 geschlossenen Ehe. Die Hochzeit sei zwar eine Ausnahme, aber mit dem islamischen Gesetz konform, wonach Ehen bereits nach der Geburt der Kinder abgesprochen würden. 1923 hatte Griechenland im Vertrag von Lausanne den Muslimen Minderheitsrechte zuerkannt, darunter auch das traditionelle Familienrecht.