Tiananmen Square reloaded

Zum 20. Jahrestag laufen Dokus über den Platz der Hoffnung und der Schande

„In der Armee hatte ich vom Anfang bis zum Ende meiner Dienstzeit gelernt: Das Wichtigste ist, dem Volk zu dienen“, erinnert sich Han Dongfang. 1989 war er Arbeiter in Peking und Mitgründer von Chinas erster unabhängiger Gewerkschaft. Der Einsatz der Armee gegen die Demokratiebewegung und zur Räumung des zentralen Tiananmen-Platzes am 3. und 4. Juni 1989 war ein Schock für ihn.

Viele schätzten damals die Entschlossenheit der KP-Hardliner falsch ein. Es gab hunderte, wenn nicht tausende Tote – die genaue Zahl ist bis heute unbekannt. Chinas Regierung setzt seitdem alles dran, die damaligen Ereignisse vergessen zu machen und die Erinnerung an die Opfer auszulöschen. Diese Absicht durchkreuzt die Doku „Tiananmen: 20 Jahre nach dem Massaker – die Opfer erzählen“. Die Opferperspektive ist die große Stärke, zum Teil allerdings auch Schwäche des Films: Stärke, weil hier Zeitzeugen ihre Sicht der Dinge „von unten“ schildern. Schwäche, weil kein Raum blieb, etwa die Uneinigkeit der Studenten und die Entwicklungen der letzten Jahre zu reflektieren. Allein der Exstudent Zhang Jian deutet dies im Film an: „Ohne das blutige Durchgreifen damals hätte China keine so glanzvollen wirtschaftlichen Erfolge vorzuweisen. Gerade weil sie damals einen Massenmord begangen hatte, konnte sich die Regierung später alles erlauben.“

Im Anschluss zeigt Arte den Film „Chinas Staatsfeindin Nr. 1. Rebiya Kadeers Kampf für die Uiguren“. Er weist am Beispiel der seit 2005 im US-Exil lebenden Wortführerin der Uiguren auf die Probleme dieser muslimischen Minderheit in China hin. Deren Lage ist ähnlich schwierig wie die der Tibeter, aber längst nicht so bekannt. HAN

■ „Tiananmen: Die Opfer erzählen“, 23.05 Uhr; „Chinas Staatsfeindin Nr. 1“ 23.55 Uhr, Arte