frisches flimmern
: Fernsehscheiße und hektisches Leben

Zwei Regisseure erzählen in ihren Debütfilmen von zufälligen Begegnungen. Frauen spielen dabei die Hauptrollen.

Eine verrückte Nacht

Fünf schöne Frauen treffen sich in Hamburg bei einem Casting für einen Kriminalfilm: Karin (Ulrike C. Tscharre), Dana (Julia Jäger), Geno (Clelia Sarto), Barbara (Floriane Daniel) und Kandis (Caroline Peters). Doch keine wird in den Besprechungsraum gerufen. Das lange Warten nervt, die Schauspielerinnen kommen sich näher. Plötzlich haben alle keine mehr Lust auf die „Serienkiller-Erotikthriller-Fernsehscheiße“. Sie flüchten in die Stadt und feiern trotzdem mit Dosenbier und Fritten. Einen Berg wollen sie noch erklimmen – und landen an der Ostseeküste. Auch egal. Eine Reise durch die Nacht beginnt. Der Debütfilm „Schöne Frauen“ von Sathyan Ramesh erzählt auch von fünf verschiedenen Lebenswegen. Der Regisseur inszeniert gleichberechtigt die unterschiedlichen Träume und Sehnsüchte der Frauen. Die Musik ist von „queenbee“. Ramesh schrieb den befreundeten Schauspielerinnen die Geschichte auf den Leib: „Als wir das Projekt angingen, hatte ich keine Ahnung, wie man einen Film macht. Als der Film fertig war, wusste ich es immer noch nicht.“ Macht nichts. Das ehrliche Frauen-Drama wurde nämlich auf dem Internationalen Filmfest Emden mit dem vom Publikum verliehenen Promotion-Förderpreis ausgezeichnet.

Ein verrückter Tag

Bei „25 Grad im Winter“ rasen drei Frauen und ein Mann im Auto über eine Autobahn nahe der belgischen Hauptstadt. Miguel (Jacques Gamblin) muss unbedingt wichtige Reisedokumente zum Flughafen bringen. Ebenfalls im Wagen sind seine kleine, neugierige Tochter Laura (Raphaëlle Molinier), die spanische Großmutter (Carmen Maura) und die junge Ukrainerin Sonia (Ingeborga Dapkunaite), die illegal in das Land gereist ist und Hilfe benötigt. Alle fahren ihrem Schicksal entgegen, doch zunächst gibt es erst mal einen Stau. Hitze, Hektik und drei nervige Beifahrerinnen treiben Miguel nicht nur den Schweiß auf die Stirn. Im Zentrum des ersten Langspielfilms „25 Grad im Winter“ von Stéphane Vuillet steht die Suche nach etwas Verlorenem. Miguel jagt seiner Frau hinterher, Lauras Mutter hat sich in die USA abgesetzt und Sonia sucht ihren verschwundenen Mann. Ein hektisches Roadmovie mitten aus dem Leben. „25 Grad im Winter“ ist gleichzeitig eine ungestüme europäische Komödie, voller scheinbarer Nebensächlichkeiten, die an die Filme Almodóvars erinnert. „Ich bin weit davon entfernt, den perfekten Film gemacht zu haben, und das freut mich, denn aus diesem Grunde will ich noch ganz viele Filme drehen“, erklärt Regisseur StéphaneVuillet.

STEFAN ORTMANN