185 Wildschweine tot

Ion Tiriac, Boris Beckers Ex-Manager, lud rumänische Politiker und deutsche Wirtschaftsbosse zur Jagd ein

Viele Rumänen dürften dieser Tage erleichtert sein, dass sie nicht mehr im Mittelalter leben. Damals ließ der Walachenfürst Dracula periodisch hunderte oder tausende Menschen aufspießen – je nach Laune. Der Ex-Regierungschef Adrian Nastase, hat den Zeitenwandel zumindest teilweise erkannt. Vor sechs Wochen wurden die korrupten Wendekommunisten abgewählt, Adrian Nastase verlor seinen Posten als Regierungschef und die Staatspräsidentenwahl – er wurde nur Parlamentspräsident. Am Sonnabend nun konnte Nastase endlich Rache nehmen: Er erschoss 23 Wildschweine.

Eingeladen zu dem Jagdvergnügen im nordwestrumänischen Balc hatte Ion Tiriac, ehemaliger Tennismanager, heute einer der reichsten Männer Rumäniens. In Balc hatte einst Rumäniens Diktator Nicolae Ceausescu gejagt. Vor zwei Jahren hatte Tiriac das 11.000 Hektar große Revier vom rumänischen Landwirtschaftsminister in Konzession bekommen.

Der Räuberbärtige hatte eine halb erlesene, halb dubiose Jagdgesellschaft versammelt. Neben dem Ex-Regierungschef Nastase waren gekommen: Klaus Mangold, Vorsitzender des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Burckard Bergmann, Vorstandschef der Eon Ruhrgas AG, Prinz Max Emanuel von Thurn und Taxis, Tiriacs Sohn Ion Alexandru, der gegenwärtig in Rumänien wegen Drogenhandels unter Anklage steht, sowie Ilie Sirbu, jener Ex-Landwirtschaftsminister, der Tiriac die Konzession für das Jagdrevier ausgestellt hatte. Die Jagd der Partei- und Geschäftsgenossen geriet zum Massaker: Tiriacs 32 Gäste erschossen insgesamt 185 Wildschweine. Der Gastgeber selbst erlegte zwar nichts, für ihn hat sich die Jagd dennoch gelohnt: „Beim Tennis, beim Golf und bei der Jagd“, so Tiriac, „macht man die besten Geschäfte.“ KV