Kein Harn für die Haut

Schuppenkranke bekommen keine Medikamente mehr auf Rezept: Hamburger Selbsthilfe macht Druck dagegen

Die Krankheit quält ihn seit seiner Geburt: Bernhard Storz leidet unter Ichthyose, besser bekannt als „Fischschuppenkrankheit“. Die Erbkrankheit, die zu einer so starken Verhornung der Haut führen kann, dass diese aufreißt und die Betroffenen auch nicht schwitzen können, ist zwar nicht heilbar, aber durch ständigen Auftrag harnstoffhaltiger Salben meist gut zu lindern.

Doch nicht einmal das ist für viele der rund tausend erkrankten Bundesbürger mehr möglich. „Rezeptfreie Arzneimittel wie Harnsalben werden seit Januar 2004 nicht mehr von den Kassen bezahlt“, erklärt Storz. Da Ichthyose-Patienten jeden Monat zwei bis drei Kilo Salbe benötigen, müssen sie dafür im selben Zeitraum 200 bis 300 Euro aus der eigenen Tasche berappen. Auch Sozialhilfeempfänger bekämen, so Storz, keinerlei Extra-Unterstützung.

Der 57-jährige Frührentner hat bereits die Hamburger Bundestagsabgeordneten Ortwin Runde, Johannes Kahrs und Olaf Scholz (alle SPD) angeschrieben, um sie auf den fatalen Missstand aufmerksam zu machen. Doch außer warmen Worten konnte er bisher wenig ernten. Auch ärgert es ihn, dass Hamburg als einziges Bundesland keine Bußgelder an die Ichthyose-Forschung abführt. Immerhin konnte es Storz in Verhandlungen mit seiner Krankenkasse erreichen, dass diese ihm die Harn-Präparate neuerdings weitgehend bezahlt.

Damit dieses Glück auch seinen Leidensgenossen zuteil wird, liegen Storz und der Verein „Selbsthilfe Ichthyose“, dem der Bramfelder angehört, seit Wochen den Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen mit ihrem Problem in den Ohren. Denn das Gremium berät heute in Siegburg, ob die Harnpräparate in Zukunft doch wieder von den Kassen übernommen werden. Der Ausgang ist, so Storz, „völlig offen“. Marco Carini

Ichthyose-Selbsthilfe, Region HH/SH, Tel.: 04104/962183, m.croy@gmx.de