Iraker wählen im Butz

Bis Sonntag können in Köln Iraker ihre Stimme abgeben

Köln dpa/taz ■ Bachtiar Salih holt einen kleinen gelben Zettel aus seiner Jackentasche. Auf ihm hat der 43-Jährige notiert, was er Menschen antworten will, die ihn bei der Wahl nach seinen Hoffnungen fragen: „Ich fühle, dass da jetzt ein neues Land entsteht. Die Leute werden gleich.“

Schon um sieben Uhr gestern früh kamen die ersten Auslands-Iraker zum alten Flughafengelände Butzweiler Hof in Köln-Ossendorf, um an der irakischen Parlamentswahl teilzunehmen. Polizei patrouilliert weiträumig um das Gelände. Die Iraker müssen an Betonsperren, gepanzerten Fahrzeugen, schwer bewaffneten Polizisten und Sicherheitsschleusen vorbei. Trotzdem ist die Atmosphäre erstaunlich entspannt. Die Sicherheitsbeamten sind freundlich, die Wähler euphorisch. „Das ist ein wunderschönes Gefühl“, sagt Ahmed Al Hamdany nach der Stimmabgabe. Der 35-Jährige lebt seit neun Jahren in Deutschland, seit 15 Jahren war er nicht mehr im Irak. „Wir bekommen unser Land wieder zurück“, sagt er.

Das sehen wohl nicht alle Exil-Iraker so: Von den rund 56.000 Wahlberechtigten in Deutschland haben sich nur 57 Prozent registrieren lassen. Bei der International Organization for Migration (IOM) ist man damit allerdings „sehr zufrieden“, erklärte eine Sprecherin. In Köln, einem von vier deutschen Städten, wo noch bis Sonntag gewählt werden kann, haben sich 7.329 in die Wählerlisten eintragen lassen.

Über die Wahlbeteiligung konnte die IOM gestern noch nichts sagen. Man gehe aber davon aus, dass insgesamt „annähernd 100 Prozent“ ihre Stimme abgeben, so die Sprecherin. „Wer sich die Mühe macht, sich registrieren zu lassen, wird wohl auch wählen gehen.“ SUG