Bürger hängen am Amt

Rodenkirchener beschweren sich beim Stadtrat über lange Amtswege. Viele Serviceleistungen gibt es nur noch in Deutz, Kalk, Ehrenfeld und Porz

„Rodenkirchen wird durch die Neuordnung der Ordnungsämter ungleich behandelt.“

VON THOMAS SPOLERT

Wesentlich längere Wege als bislang müssen die Rodenkirchener Bürgerinnen und Bürger für Ämtergänge einplanen, weil ihr eigenes Rathaus viele Serviceleistungen nicht mehr anbietet. Der wachsende Unmut der Bewohnerinnen und Bewohenr des südlichen Kölner Stadtbezirks ist heute Thema des Beschwerdeausschusses der Stadt.

Im September letzten Jahres hatte der Kölner Rat im Rahmen des Haushaltssicherungskonzepts beschlossen, dass alle Gewerbe- und Ordnungsangelegenheiten nur noch zentral im Kalk-Karree und im Stadthaus Deutz geregelt werden können. Die Bezirksordnungsämter wurden daher aufgelöst. Seit Januar ist auch die Rodenkirchener KFZ-Zulassungsstelle geschlossen. Fahrzeuge können seither nur noch in Porz oder in der Herkulesstraße in Ehrenfeld angemeldet werden. Inzwischen steht das Bezirksrathaus halb leer.

„Rodenkirchen wird durch die Neuordnung im Vergleich zu den anderen Bezirken ungleich behandelt“, beschwert sich Dieter Maretzky von der Bürgervereinigung Rodenkirchen. Rund 80.000 Meldeangelegenheiten wurden bisher pro Jahr vor Ort geregelt. Jetzt müssten die Bürger dafür Fahrten in „teilweise weit entfernte Stadtteile“ machen. „Für ältere Mitbürger, Behinderte und Kranke bedeutet dies eine unzumutbare Erschwernis und kostspielige Folgen“, sagt Maretzky. Damit werde die Lebensqualität im Kölner Süden weiter verschlechtert. Die Maßnahme stünde zudem im krassen Widerspruch zum Eingemeindungsvertrag aus den 70er Jahren.

Um die alten Verhältnisse wieder herzustellen, wandte sich die Bürgervereinigung bereits letzten September an den Beschwerdeausschuss des Kölner Rats. Am heutigen Montag wird der Ausschuss darüber beraten, ob die Meldestelle und andere Dienste wieder nach Rodenkirchen zurückverlegt werden. Doch die Aussichten dafür sind mehr als trübe. Die Verwaltung hält die Serviceeinschränkung wegen der damit verbundenen Einsparungen für notwendig und empfiehlt den Ratspolitikern daher, den Bürgerantrag abzulehnen.

Ein Ablehnung des Bürgerantrags käme der Kölner Verwaltung auch aus anderen Gründen zupass. „Die Stadt braucht Geld und will das Filetgrundstück, auf dem das Rathaus steht, verkaufen“, berichtet Dieter Maretzky. Seit drei Jahren interessiere sich ein namentlich nicht bekannter Investor für das Areal im Herzen von Rodenkirchen. Der Versuch der Bürgervereinigung, das Rathaus unter Denkmalschutz stellen zu lassen und somit einen drohenden Abriss zu verhindern, scheiterte im Sommer 2004 kläglich. „Das Gebäude genügt nicht den Kriterien des Denkmalschutzes“, schrieb der Stadtkonservator damals der Initiative.