Zündet Verbrecher an, fordert Juntakapitän das Volk auf

GUINEA Militärregierung ruft zu Selbstjustiz gegen Banditen auf. Grund: „Die Gefängnisse sind voll“

BERLIN taz | Die Militärregierung im westafrikanischen Guinea hat ein neues Rezept gegen Kriminalität gefunden. Wer bei einem Überfall ertappt wird, den möge die Bevölkerung mit Benzin übergießen und anzünden, sagte Kapitän Tiégboro Camara nach Angaben des Staatsfernsehens am Dienstag. Camara, Staatssekretär für Verbrechensbekämpfung beim Präsidialamt, äußerte sich bei einem Gipfeltreffen mit den Behördenchefs der Hauptstadt Conakry.

„Ich fordere Sie auf, alle bewaffneten Banditen anzuzünden, die bei bewaffneten Raubüberfällen erwischt werden“, so Kapitän Camara. „Die Gefängnisse sind voll und können niemanden mehr aufnehmen, und so geht es nicht weiter.“ In Guinea regiert seit dem Tod von Präsident Lansana Conté Ende 2008 eine Militärjunta. Das bitterarme Land ist wichtig für den Transit von Kokain aus Südamerika nach Europa. Die Junta hat den Kampf gegen organisierte Drogenkriminalität zu ihrer Priorität erklärt; auch dafür ist Kapitän Camara zuständig. Gestern sollte der erste Gerichtsprozess gegen hohe Militärs wegen Drogenschmuggels beginnen.

„Bisher konnte nur der Staatschef jemanden umbringen lassen oder begnadigen; mit seiner Ankündigung gibt der Staatssekretär jedem Bürger das Recht, jeden zu töten“, kritisierte die unabhängige Webseite Guinéenews den Aufruf Camaras. D.J.