Bald ist das Meer leer

TAG DES MEERES Die Ozeane dürfen nicht weiter geplündert werden, fordert der WWF. 88 Prozent der Bestände in EU-Meeren sind überfischt, vier von zehn Fischen werden als Beifang über Bord geworfen

Vor weiterer Plünderung der Meere hat der World Wide Fund for Nature (WWF) gewarnt. Vor allem die europäischen Meere seien stark überfischt. Trauriger Rekordhalter sei die EU mit 88 Prozent bedrohter Fischbestände. Zudem würden bis zu 40 Prozent der Fänge als Beifang enden.

„Der Beifang ist einer der größten Skandale in der Fischerei“, sagt Heike Vesper, Fischerei-Expertin des WWF. „Allein in der Nordsee werden jedes Jahr etwa eine Million Tonnen Meeresbewohner tot oder sterbend zurück ins Meer geworfen.“ Deshalb sei die Einführung langfristiger Managementpläne für alle Fischbestände erforderlich, forderte Vesper anlässlich des „Tages des Meeres“ am heutigen 8. Juni.

Sollte der Fischfang nicht eingeschränkt werden, könnte die kommerzielle Fischerei bis 2050 weltweit erledigt sein, sagte sie. „Die anstehende Reform der europäischen Fischereipolitik muss die Ausbeutung der Meere endlich beenden.“ Im vorigen Jahr hatte sogar die EU-Fischerei-Kommission eingeräumt, dass ihre Fischfangpolitik komplett gescheitert ist.

Verbrauchern empfiehlt der WWF, nur Fische und Fischprodukte mit dem Label des Marine Stewardship Council (MSC) für nachhaltige Meeresfischerei zu kaufen.

Die Erholung der Dorschbestände in der Ostsee, welche der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) vorige Woche verkündete, sehen Umweltschützer eher skeptisch. In einer Kampagne gegen das Artensterben, welche der Nabu am Wochenende startete, wird auch der Kabeljau – der in der Ostsee Dorsch heißt – als weiterhin gefährdete Art aufgeführt. Bei Fischen aus Ost- und Nordsee sowie Nordatlantik gibt es keine uneingeschränkten Verzehrempfehlungen, eingeschränkte gelten nur noch für Heringe, Makrelen und Sardinen. Alle andere Meeresfische sollten mithin nicht gegessen werden. Ökologisch unbedenklich ist der Verzehr von Süßwasserfischen wie Forellen, Karpfen oder Zander.SVEN-MICHAEL VEIT