Mut zu unbequemen Ansichten

Lothar Theodor Lemper (CDU), neuer Vorsitzender des Kulturausschusses, fordert mehr Bewegung, wenn es um die Zukunft des Opernhauses und der städtischen Museen geht

Lothar Theodor Lemper ist nicht unbedingt ein Freund der Diplomatie. Kein Wunder, dass der 58-jährige CDU-Politiker seine neue Aufgabe als Vorsitzender des Kulturausschusses mit einem öffentlichen Paukenschlag begleitet hat. An der Fraktion vorbei stänkerte er gegen das schlechte Stadtbild Kölns und forderte eine „ästhetischere Architektur“.

Lemper, der für die CDU auch im Finanz- und im Hauptausschuss sitzt, fühlt sich unabhängig genug, auch unbequeme Ansichten zu vertreten. „Die Fehler der Vergangenheit führen dazu, dass Zweifel an der kulturpolitischen Professionalität Kölns aufkommen“, sagte er jüngst. Man müsse sich endlich wieder über den notwendig hohen Stellenwert der Kultur bewusst werden. Ein guter Kulturdezernent sei dazu der erste Schritt. In hemdsärmeliger Art will Lemper auch den Musical-Streit aufrollen. In einer Krisenrunde will er den Betreiber des umstrittenen Veranstaltungszelts und die Stadtverwaltung an einen Tisch bringen: „Dann können wir gemeinsam nach einem neuen Grundstück suchen, um den Musical-Standort Köln dauerhaft zu sichern.“ Denn die bisherige Konstruktion am Breslauer Platz dürfe nicht bleiben: „Ich will verhindern, dass diese seltsame Konstruktion durch die zeitliche Verlängerung irgendwann unter Denkmalschutz gerät.“

Was die städtischen Museen angeht, so fordert Lemper mehr Bewegung. „Wenn sich nichts ändert, werden aus unseren Museen eher Mausoleen – das kann doch keiner wollen.“ Die Direktoren sollten mehr Eigenverantwortung bekommen und mit privaten Sponsoren enger zusammen arbeiten. Mit „aller Offenheit“ wolle er jetzt auch über die Zukunft der städtischen Bühnen diskutieren. Der Riphan-Bau, in dem bisher die Oper untergebracht ist, dürfe nicht abgerissen werden. „Ich will ihn unbedingt erhalten – ob dort aber weiter die Oper zu Hause ist oder dafür ein anderer Spielort gefunden und das Gebäude anders genutzt wird, bleibt offen.“

Mit seiner Ungeduld stößt Lemper bei Parteifreunden wiederholt auf Ablehnung. In seiner wechselvollen politischen Karriere hat er das aber immer wieder locker weg gesteckt. Und so verstehen es durchaus manche im Rathaus als eine Art Drohung, wenn Lemper ankündigt, dass vom Kulturausschuss in Zukunft mehr Anregungen ausgehen sollen. Frank Überall