KUNSTRUNDGANG
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 10. 5., Palast der Republik, Schlossplatz

Der Schriftzug ist nicht zu übersehen. An der Westfassade des Palast der Republik steht oberhalb der verspiegelten Außenhaut das Wort „Zweifel“. Es ist in Großbuchstaben in eine bald 20 Meter breite Lücke an der oberen Dachkante eingelassen. Die Lettern aus Aluminium erinnern an Donald Judds Kuben; die Neonröhren, durch die die Buchstabenkästen von innen leuchten, machen sie zu einem ebenso perfekten Licht-Objekt in der Tradition von Dan Flavin: Monumentale Minimal Art in Berlins Mitte.

Doch Lars Ø. Rambergs Projekt „Palast des Zweifels“ ist mehr als eine zitatverliebte Spielerei mit den Heroen der Sechzigerjahre. Der norwegische Künstler, der seit 1998 in Berlin lebt, hat sich lange Zeit mit dem historischen Wandel beschäftigt, den die Stadt und mit ihr die repräsentativen Gebäude durchlaufen haben. „Zweifel“ ist ein Kommentar auf die geografischen, sozialen und politischen Verschiebungen, die vor allem im Zentrum Berlins sichtbar werden. Dazu gehört auch der Umgang mit dem asbestsanierten Palast der Republik selbst, dessen Abriss trotz erfolgreicher Zwischennutzung als Volkspalast beschlossene Sache ist. Lässt sich die Geschichte von der sozialistischen Vergangenheit bereinigen, indem man ihre Wahrzeichen aus dem Stadtbild entfernt? Wird mit dem neuen Stadtschloss nicht wieder nur eine Ära beschworen, die außer einem konservativen Backlash im urbanen Gefüge keine Zukunftsperspektive bietet?

Mit seiner Kunst im öffentlichen Raum macht Ramberg sein Unbehagen doppelt sichtbar – als konkrete Aussage und als kontextbezogenes Logo. Wem gehört die Stadt? Vielleicht den Touristen, für die der Palast der Republik gerade in seinem ruinösen Zustand ein Anlaufsziel ist. Bei Ramberg jedenfalls wird das Gebäude wieder zur Institution, die Widerspruch weckt und Zweifel schafft.