CSU ist wieder tollste Partei

SIEGER Die Christsozialen aus Bayern erhalten bundesweit 7,5 Prozent der Wählerstimmen – die gefürchtete Fünfprozenthürde ist klar geschafft

Vor fünf Jahren holte die CSU in Bayern noch 57 Prozent

MÜNCHEN taz | Man bekommt Angst, Horst Seehofer könnte jeden Moment vor Selbstvertrauen platzen. Vor ihm jubelt die Basis, als wäre er gerade zum Kanzler gewählt worden. Auf der Bühne im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung in München ruft der Parteivorsitzende: „Die Christlich-Soziale Union ist wieder da, liebe Freunde“. Dann krächzt er laut und schief ein Geburtstagsständchen für seinen Generalsekretär und drückt ihn an seine Brust. Da hat die CSU gerade ihr schlechtestes Europawahlergebnis seit 15 Jahren eingefahren.

Nach den ersten Hochrechnungen sind es 49 Prozent in Bayern, 7 Prozent auf Bundesebene. Vor fünf Jahren holte die CSU in Bayern noch 57 Prozent. Doch immerhin: Die gefürchtete Fünfprozenthürde ist klar übersprungen. Gegenüber dem desaströsen Ergebnis bei der Landtagswahl im Herbst – damals holte man nur 43 Prozent – hat die CSU wieder zugelegt. „Wir haben das Vertrauen der bayerischen Bevölkerung zurückgewonnen“, erklärt Horst Seehofer.

Dass das große Desaster an diesem Abend ausbleiben wird, ist schon kurz vor 18 Uhr klar. Da spaziert der CSU-Spitzenkandidat Markus Ferber entspannt die Einfahrt entlang und gibt Sieger-Interviews. „Wir haben die Wähler ganz gut mobilisiert“, sagt er. Während in den anderen Bundesländern die Wahlbeteiligung sank, stieg sie in Bayern – und das, obwohl im Freistaat gerade Pfingstferien sind. Viele Bayern gaben ihre Stimme per Post ab. Die CSU hatte massiv für die Briefwahl geworben. Doch nicht alles im Wahlkampf funktionierte so gut. Die von Horst Seehofer als Kandidatin im Bezirk Oberfranken auf die Liste bugsierte Strauß-Tochter Monika Hohlmeier bescherte der CSU in den fränkischen Wahlkreisen zweistellige Verluste. Horst Seehofer warnt davor, in dem Ergebnis eine Vorentscheidung für die Bundestagswahl zu sehen. „Wir müssen alle miteinander auf dem Boden bleiben.“ Doch nach Bescheidenheit ist an diesem Abend bei der CSU kaum jemand. Generalsekretär Alexander Dobrindt ruft von der Bühne: „Die CSU ist die tollste Partei Deutschlands.“

BERNHARD HÜBNER