Viel Verdacht, wenig Klarheit

Im Fußball-Wettskandal räumt Dynamo Dresden den Erhalt von 15.000 Euro für einen Sieg ein, Schiedsrichter Jansen bestreitet Manipulation einer Bundesligapartie

BERLIN taz ■ „Wenn jemand einen Verdacht ausspricht, muss er klare Fakten auf den Tisch legen können“, mahnt Florian Gothe, Präsident der Spielergewerkschaft VDV. Genau das vermag aber momentan kaum jemand, weshalb es im Schiedsrichterskandal zwar jede Menge Verdacht, aber wenig Klarheit gibt. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Berlin schweigt weiterhin über ihre Erkenntnisse, Sprecher Michael Grunwald versprach jedoch, es werde „zeitnah ein Informationsaustausch mit dem DFB erfolgen“.

Solange dieser nicht stattgefunden hat, kursieren Gerüchte über angebliche Aussagen des Schiedsrichters Robert Hoyzer, die von den jeweils Verdächtigten meist umgehend bestritten und mit eidesstattlichen Erklärungen gekontert werden. Letztere nannte der Rechtsanwalt Paul-Werner Beckmann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Sportrecht, gestern allerdings „juristischen Unfug“.

Hoyzer, so heißt es, habe die Schiedsrichter Jürgen Jansen, Felix Zwayer und Dominik Marks sowie den früheren Fifa-Schiedsrichter Wieland Ziller belastet, alle vier wiesen jeden Vorwurf von sich. Im Fall Jansen wird erstmals auch ein Spiel der ersten Bundesliga im Zusammenhang mit Manipulationen genannt: die Partie des 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Freiburg (3:0).

Außerdem soll Hoyzer neun Fußballer belastet haben. Während die Spieler Löbe und Donkow (Paderborn), Ahlf und Karl (Chemnitz), Piplica (Cottbus), Reghecampf (vormals Cottbus) sowie Dresdens Bittermann jede Verwicklung bestreiten, haben zwei Akteure den Erhalt von Geldbeträgen zugegeben. Thijs Waterink (SC Paderborn) erhielt 10.000 Euro vor dem von Hoyzer manipulierten Pokalsieg gegen den Hamburger SV. Ignjac Kresic, Ersatztorwart von Dynamo Dresden, bestätigte, nach dem 3:2 im Regionalligaspiel gegen Preußen Münster (8. 6. 2003), einen Geldbetrag von 15.000 Euro für die Mannschaft erhalten zu haben. Der Spender sei ein unbekannter „Sponsor“ gewesen. Laut Sächsischer Zeitung war der ominöse Gönner einer der jetzt festgenommenen Kroaten aus dem Café King in Berlin. Dieses muss in Fußballerkreisen recht beliebt gewesen sein. Mehrere Spieler räumten ein, dort „Kaffee getrunken“ zu haben. MATTI LIESKE