„Arbeiten, bis man umfällt“

Arbeitnehmerkammer lädt zum Klosterbesuch

taz: Herr Schenk, Sind Sie beklommen, wenn Sie heute ins Kloster gehen?

Peter Schenk, Arbeitnehmerkammer: Das nicht direkt, aber ich denke, dass ich meine manchmal ironische Art im Gespräch zurück nehmen werde: Ich gehe da auch mit einem gewissen Respekt hin und will ganz sicher niemanden beleidigen, da ist es schon schwierig den richtigen Ton zu treffen…

was nahe liegt, weil eine Arbeitnehmer-Einrichtung mit Klosterleben so ihre Probleme haben müsste?

Da prallt schon etwas aufeinander: Ich meine, im Kloster, da haben die eine Arbeitswoche von weit über 40 Stunden, es gibt den absoluten Gehorsam – und man arbeitet, bis man umfällt.

Aber wenn man umfällt, bleibt man versorgt in der Gemeinschaft?

Ja, im Prinzip – außer wenn man abfällt. Das ist natürlich ein Problem, wenn Mönche oder Schwestern aus ihrem Orden austreten, weil die ja keine Rentenversicherung haben. Aber das ist nicht unser Thema bei der Reihe Hausbesuch.

Sondern?

Da gehen wir zu Leuten, die auf eine gewisse Weise öffentlich wohnen und arbeiten: Wir waren beispielsweise schon im Jakobus-Haus, in einem Mehr-Generationen-Haus, in einem Hotel – es gibt ja eine erstaunlich große Zahl von Menschen, die wegen ihrer Arbeit fast ständig in Hotels wohnen. Und jetzt eben ins Kloster. Das stößt auch auf besonders großes Interesse: Wir haben sehr viele Anmeldungen.

Sagen die Leute, die sich anmelden, warum sie kommen wollen?

Das nicht, aber ich habe Vermutungen: Es gibt Studien zur Qualität der Arbeit. Aus denen geht hervor, dass es ähnlich wichtig wie die angemessene Bezahlung ist, dass die Sinnhaftigkeit außer Zweifel steht.

Und die ist im Kloster beantwortet?

Das weiß ich nicht, aber es muss nicht jeder für sich den Sinn suchen, man lebt in einer Gemeinschaft, in der sich eine ganze Menge Fragen einfach nicht stellen – angefangen mit der: Was ziehe ich heute an? Solche Entscheidungen muss man nicht treffen, die sind vom Rahmen vorgegeben. FRAGEN: BES

Hausbesuch im Bremer Birgittenkloster, 18 Uhr, Anmeldung erbeten unter: ☎ (04 21)  36 301 987