Festnahme in Brüssel

Youssef Belhadj, mutmaßlicher Europasprecher von al-Qaida, soll sich zu Madrider Anschlägen bekannt haben

MADRID taz ■ Bald schon dürfte jener Mann vor einem spanischen Richter stehen, der sich per Video im Namen von al-Qaida zu den Anschlägen auf die Pendlerzüge von Madrid vor knapp einem Jahr bekannte, die 192 Tote gefordert hatten. Es handelt sich vermutlich um den am Dienstag in Brüssel verhafteten 28-jährigen Marokkaner Youssef Belhadj. Er soll der Vermummte sein, der auf den Filmaufnahmen zu sehen ist, die zwei Tage nach den Bombenanschlägen in einem Abfalleimer nahe der Madrider Moschee gefunden worden waren. Dort gibt er sich als „Abu Dujana Al Afghani“, militärischer Europasprecher von al-Qaida“, aus.

Die belgische Polizei nahm den jungen Nordafrikaner, der zu den Marokkanischen Gruppen Islamischer Kämpfer (GICM) – einer von ehemaligen Afghanistankämpfern gegründeten Organisation – gezählt wird, aufgrund eines europäischen Haftbefehls fest. Belhadj könnte innerhalb von zehn Tagen nach Spanien ausgeliefert werden.

Nur wenige Stunden vor Belhadjs Festnahme schlug die spanische Polizei in Leganes zu. In dem Madrider Vorort, in dem sich nach den Anschlägen sieben Islamisten in die Luft gesprengt hatten, wurden ein marokkanisches Ehepaar und dessen zwei volljährige Söhne festgenommen. Die Frau ist vermutlich eine Cousine von Belhadj. Die Familie soll mindestens drei an den Anschlägen Beteiligten die Flucht außer Landes ermöglicht haben. Unter ihnen befand sich der Bruder von Youssef Belhadj, Mohamed. Die drei sollen über Barcelona nach Frankreich geflohen sein. Mohamed Belhadj hatte die Wohnung in Leganes, in der sich das Kommando in die Luft sprengte, angemietet.

In Belgien machte gestern die Frage nach der Effektivität der Polizei die Runde. Denn Youssef Belhadj war bereits vergangenen März, kurz nach den Anschlägen von Madrid, einmal verhaftet worden. Damals hob die Polizei eine Zelle der GICM aus. Doch nur wenige Wochen später war Belhadj wieder auf freiem Fuß. Es liege nichts Konkretes gegen ihn vor, hatte es geheißen.

In der gleichen Wohnung, in der Belhadj damals festgenommen wurde, befand sich auch einer der beiden Europaführer der GICM, Abdekader Hakim. Sein Compagnon an der Spitze der marokkanischen Gruppe, die auch hinter den Anschlägen von Casablanca im Mai 2003 stecken soll, Hassan El Haski, wurde vor zwei Monaten auf der spanischen Urlaubsinsel Lanzarote verhaftet. Die Familie aus Leganes hatte auch zu ihm Kontakt.

REINER WANDLER