Razzien bei der Wett-Bande

Ausweitung des Wettskandals: Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt jetzt gegen 25 Verdächtige, darunter Spieler und Schiedsrichter. Angeblich zehn Spiele manipuliert

BERLIN taz ■ Nachdem die Debatte über den Wettskandal im deutschen Fußball in den vergangenen Tagen weitgehend von aus undichten Stellen im Justizapparat genährten Gerüchten bestimmt wurde, hat die Berliner Staatsanwaltschaft gestern endlich Klartext gesprochen. Außerdem ließ sie in zehn Bundesländern an 32 Orten Hausdurchsuchungen bei 25 Beschuldigten durchführen, darunter Schiedsrichter und Spieler.

Ermittelt wird auf der Basis der Aussagen des geständigen DFB-Schiedsrichters Robert Hoyzer gegen insgesamt 25 Personen wegen „banden- und gewerbsmäßigen Betruges bzw. wegen Beihilfe dazu“, wie die Staatsanwaltschaft in einer Erklärung mitteilte. Beschuldigt werden neben Hoyzer die drei kroatischen Brüder, deren Berliner Café King als Zentrum des Wettbetrugs gilt, sowie Leute aus deren Umfeld. Zudem gibt es Verdachtsmomente gegen die DFB-Schiedsrichter Jürgen Jansen, Felix Zwayer und Dominik Marks sowie 14 Spieler der Vereine LR Ahlen, Chemnitzer FC, Energie Cottbus, Dynamo Dresden, Kickers Offenbach und SC Paderborn. Spieler des Bundesligisten Hertha BSC, darauf wurde in der Erklärung extra hingewiesen, seien nicht betroffen. Drei Hertha-Spieler, die vom Focus mit dem Skandal in Verbindung gebracht worden waren, haben eine einstweilige Verfügung gegen das Magazin erwirkt.

Mindestens zehn Spiele sollen manipuliert worden sein, darunter nicht nur Begegnungen der zweiten und dritten, sondern auch aus der Bundesliga. Genauere Angaben lieferte die Erklärung der Staatsanwaltschaft nicht, doch ins Zwielicht ist in den letzten Tagen vor allem eine Begegnung geraten, die der 1. FC Kaiserslautern nach einigen umstrittenen Entscheidungen des Schiedsrichters Jansen gegen den SC Freiburg gewonnen hatte.

Bei den Razzien waren 150 Polizeibeamte im Einsatz, mit Erfolg seien Beweismittel gesichert worden. Ferner teilte die Behörde mit, dass bereits zuvor bei den beschuldigten Kroaten Vermögenswerte in Höhe von 2,44 Millionen Euro beschlagnahmt worden seien. Die Staatsanwaltschaft sagte außerdem dem DFB noch für gestern die seit längerem beantragten Aktenauskünfte zu. MATTI LIESKE

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