Stoffdesigner fordern Bleiberecht

Der Protest der Textilgestalter an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln zeigt Wirkung: Zumindest vorläufig wird das Fach nicht gestrichen

KÖLN taz ■ Verena Thomas ist sauer. „Wir häkeln doch keine Topflappen“, zischt sie. Ihr Fach werde einfach unter den Teppich gekehrt. Die 23-jährige studiert im ersten Semester Textilgestaltung an der Kölner Uni. Auf ein Pappschild hat sie geschrieben: „Wir sind nicht bloß Stricklieseln.“ Damit steht sie im Neuen Senatssaal der Universität, wo die Entscheidung über die Zukunft ihres Faches fallen soll.

Für die Studentin und ihre Komilitonen hat sich der Kampf gelohnt: Die geplante Streichung ihres Fachbereichs ist zunächst abgewendet. Nach einer turbulenten dreistündigen Diskussion am Mittwoch Abend im Senat hat Klaus Künzel, Dekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, seinen Antrag auf Schließung der Abteilung Textilgestaltung zurückgezogen. Damit sind die drei Mitarbeiterstellen vorerst gerettet. Und die rund 670 Studenten können aufatmen.

Dennoch herrscht nur gedämpfte Euphorie über den Erfolg. „Es ist kein ganzer Sieg,“ sagt Marita Bombek, eine von zwei Professorinnen im Fachbereich Textilgestaltung des Instituts für Kunst und Kunsttheorie. „Der Protest war zwar gut und hat zu einem Ergebnis geführt.“ Dennoch müssten nach wie vor drei Professorenstellen an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät gestrichen werden. Und auch ihr Fach kann es noch immer treffen.

Die Entscheidung liegt jetzt wieder bei der Engeren Fakultät. Die hatte bereits im November letzten Jahres mit großer Mehrheit für die Schließung des kleinen Fachbereichs votiert, mit zwölf zu drei Stimmen. Deshalb sieht auch Dekan Künzel „kaum Chancen“, dass eine erneute Abstimmung ein anderes Ergebnis bringen wird. Die endgültige Entscheidung fällt voraussichtlich im Mai.

Klaus Künzel steht dann wie schon im November vor der Aufgabe, die Sparvorgaben aus Düsseldorf in seiner Fakultät durchzusetzen. Dabei sind die Studienbedingungen in den Erziehungswissenschaften schon jetzt miserabel. „Unsere Personaldecke ist äußerst dünn,“ sagt Künzel.

Künzel wird sich daher am kommenden Mittwoch mit den Mitarbeitern und Studenten der Textilgestaltung zusammen setzen, um nach einer Lösung zu suchen. Die Situation ist schwierig: Entweder gibt die Heilpädagogische Fakultät eine Stelle an die Textilwissenschaften ab, oder das Fach wird im Bereich Künstlerisches Gestalten mit unterrichtet. Künzel wird nach diesen Vorschlägen wohl in versteinerte Gesichter schauen. Nicht nur wegen Aschermittwoch.

CHRISTOPH SCHEUERMANN